Paramaribo und die Tage vom 06.-08.11.2022


Alle Tage etwas Gutes tun heisst, alle Tage glücklich sein.

Elizabeth Schuler

Wir sind definitiv im Langzeitreisemodus angekommen.
Obwohl wir nicht täglich das absolute Highlight erleben, sind wir dankbar, froh, geniessen und leben. Wir erleben vor allen Dingen die Kultur, das Leben hier und kommen das erste Mal so richtig an.
Das hat wohl vor allen Dingen den Grund, dass wir nicht täglich unsere Base wechseln, sondern viel mehr von hier aus entdecken.
Wir gehen fast nur zu Fuss, gehen so durch Strassen und Viertel, die wir wohl mit dem Taxi oder Bus nicht sehen würden.
Wir essen local-Food und lernen so die geliebten Speisen des Landes kennen und sparen damit auch noch etwas Geld. (Wobei man in diesem Multikultiland sagen kann, dass jedes Essen hier local-essen ist.)

Wir arbeiten am Abend, schneiden Videos, schreiben am Blog und planen unsere Reise weiter. Geniessen aber auch definitiv das Leben ohne Fremdbestimmung. So konnten wir weitere Bücher verschlingen, Marco kam bei seiner App-Programmierung deutlich weiter und wir haben Zeit um tiefgründige Gespräche zu führen. Wir hinterfragen, ob das eine Weltreise ist, ob es normal ist, auch mal Tage zu haben, die sich unproduktiv anfühlen und ob es normal ist, die meisten Abende in der Unterkunft zu verbringen. Nach mehreren Recherchen können wir definitiv sagen: ja, es ist normal und ja, jeder bestimmt selber, was reisen für einen ist.
Wir schaffen es beide nicht, jeden Tag das non plus ultra zu erleben. Wir brauchen Zeit anzukommen, zu begreifen, wo wir uns gerade befinden und was alles um uns geschieht. Und was wir auch erst beim Überlegen fest gestellt haben (und dann beim recherchieren bestätigt bekommen haben) das ganze organisieren braucht unendlich viel Zeit.
Es ist eben nicht wie im Alltag, wo man weiss, wo die Nudeln stehen, wo das nächste Migros ist und wie lange man ungefähr für kurz einkaufen braucht.
Aber: wir haben dafür eben genau auch Zeit. Wir müssen uns nicht gestresst fühlen, wurde es am Abend schon wieder nach 24 Uhr, und es ist auch okay, mal länger als bis sieben Uhr zu schlafen.
Genau das ist es auch, was wir uns von dieser Auszeit erhofft haben.
Ohne Vorschriften zu leben, selbst bestimmt zu agieren und dabei noch schönes, neues und andere Kulturen und Natur kennen zu lernen.
Wir sind weder darauf aus, möglichst viele Länder zu sehen, möglichst kein Geld zu brauchen und möglichst lange unterwegs zu sein.
Ja, wir wollen viel sehen, ja, wir möchten möglichst günstig unterwegs sein, weil wir eben wissen, dass wir beide hart für diesen Traum gearbeitet haben und ja, wir möchten mit dem Geld auch weit kommen. Aber nicht zu jedem Preis. Denn fühlen wir uns nicht wohl, können wir es auch nicht geniessen und somit wäre jeder Tag vergeudetes Geld.

So viel zu unseren aktuellen Gedanken. Was wir die Tage so erlebten folgt nun:

Wir liesen uns mit dem Taxi ans ganz andere Stadtende fahren um dort in ein berühmtes Kaffee zum Frühstück zu gehen.
Wir wussten, dass wir zuerst zu einem Bankomat mussten, da wir nur noch knappe 300 Surinamdollars hatten und wir Bedenken hatten, ob dies fürs Frühstück reichen würde.
Da am Ende der Strasse dessen Lokals ein Bankomat war, hätte das sehr gut gepasst. Hätte…

Wir stiegen beim Lokal aus, warteten bis das Taxi weg war (wir fuhren etwa 25 Minuten und bezahlten 120 Suridollars = knappe 4 sFr) und liefen runter. Dabei wurden wir fast überfahren da ein Fussgängerstreifen hier nichts wert ist. 😎

Beim Bankomat angekommen stand bereits ein Herr und eine Dame dort. Beide verzweifelt am versuchen Geld abzuheben und gaben dann nach zehn Minuten auf.
Wir versuchten auch noch unser Glück, gaben dann aber auch auf.

In Suriname ist das höchste Limit pro Bezug bei 2000 SRD (= 66 SFr.) Manchmal ist der Bankomat bereits so leer, dass man auch nur weniger abheben kann und so muss man sich durchtesten und gibt immer weniger im gewünschten Betrag an.

Wir gingen erfolglos zurück zum Kaffee und hofften, sollte es nicht reichen, mit der Karte bezahlen zu können.
Dazu kam es aber gar nicht, da wir 15 Minuten zu spät waren. Die Frühstückskarte gab es nur bis um 11 Uhr und leider war es schon viertel nach elf.
Daher tranken wir nur ein Kaffee und versuchten unsere nächste Mission zu planen.
Unser Transfer nach Albina, der Grenzortschaft bzw. Fähre nach Französisch Guyana stand noch offen und wir wusste noch immer nicht, wie wir möglichst kostengünstig dort hin kommen. Ein normales Taxi würde uns um die 100 Euro kosten, was wir nicht bereit waren zu bezahlen.
Wir erfuhren von unserem Hoster, dass es Sammeltaxis gibt und diese viel günstiger seien. Diese galt es nun zu finden.

Wir wollten es beim grossen Busbahnhof versuchen. Diesen kannten wir vom sehen her von der ersten Unterkunft in Paramaribo. Von dieser hatten wir den Ausblick darauf.
Bis dahin waren es gute 6 Kilometer entlang irgendwelcher Strassen.
Ein Taxi wollten wir uns nehmen, sobald wir nicht mehr laufen können. Aber als erstes war der Wunsch nach Bewegung grösser.
Und wie es dann so kommen musste: abseits der grossen Strassen, fährt halt nicht alle paar Minuten ein Taxi durch.
Nach einer guten Stunde hatten wir es aber auch ohne Taxi an den Busbahnhof geschafft und badeten in unserer eigenen Suppe. 🤣
Es war super eindrücklich durch die nicht-touristischen Ecken zu gehen und fühlten uns zu keinem Zeitpunkt wahnsinnig unwohl. (Wir halten uns stets dran und laufen nur mit möglichst wenig Geld und ohne vielen Wertsachen rum, dies hat uns auch nochmals unser Hoster nahe gelegt.)

Am Busbahnhof angekommen war es wie ausgestorben, kaum Busse, keine Leute bis auf zwei, drei Taxifahrer die uns ansprachen und uns irgendwo hinfahren wollten. Nett fragten wir nach dem Weg zu den Albinataxis und wurden geleitet.
Nach einer Suchaktion später, gestörten Drogengeschäften durch unsere Fragerei (wir sahen erst im Nachhinein, dass die zwei Herren gerade Tütchen und Geld am tauschen waren, sie halfen uns trotzdem weiter, wie nett von ihnen) fanden wir dann auch die ganz normalen PW’s und einige Männer, die laut ‹Albiiinaaa Taaaxiii› riefen.

Wir erkundeten uns nach dem Preis und wie es ablaufen würde. Zilve erklärte uns alles und auch, dass er uns abholen kommen würde bei der Unterkunft. Er gab uns seine Nummer, seinen Namen und so verblieben wir, dass wir am Mittwoch 09.11. nach Albina fahren werden.

Den Rückweg vom Bahnhof zur Unterkunft passierten wir dann wieder mit einem Taxi. Diese weiteren 3 Kilometer und die Mittagshitze wollten wir uns nicht nochmals antun und so waren wir weitere 1.50 sFr. los.
Der Pool wartete auf uns und so genossen wir dann auch die Wärme.
Trotz des Schwitzens, Wärme ist schon ein bisschen toller wie Kälte.

Am Abend ging es erneut ins China-Restaurant Min Chi. Die selbe Kellnerin bediente uns wieder und freute sich uns wieder zu sehen.

‹mer ässe weder wie Könige› – alles auf dem Tisch = circa 10 SFr.

Nächster Tag, nächstes Glück: wir auf der Suche nach einem Kaffee. Wir fanden es aber nicht. Also spazierten wir weiter in den Quartieren und den Strassen entlang und fanden spontan ein kleines Kaffee von Einheimischen.
Dort teilten wir eine Früchteschale, Marco bestellte noch ein Rührei welches traditionell in einem Brötchen serviert wird und je ein Cappuccino.

kostete uns etwa 4 sFr.

Danach ging es weiter und sagen wir es mit einem Bild, vielleicht erkennt es der eine oder andere, welcher unseren Blog verfolgt:

für 6 sFr. mussten die kaputten Spitzen auch ab

Am späteren Nachmittag hatten wir ein längeres Gespräch mit unserem Hoster. Er erzählte, wie Suriname immer schlimmer wird. Auch sie merken die Inflation und alles wird teurer. Vor allen Dingen hätten sie starke Probleme mit dem Wertverlust des Suridollars. Jeden Morgen checke er die Börse und jeden Morgen sei der Wert noch tiefer.
Vor Corona hat der Suridoller noch mindestens den vierfachen Wert wie er ihn heute hat.
Das Leben sei absolut teuer geworden hier, die Arbeitslosenquote steige und die allgemeine Problematiken die sie schon immer hatten wie Abfall und Co werde immer wie schlimmer.
Es war eindrücklich und auch traurig zu hören.

Es regnete den ganzen Nachmittag durch, richtige Niederschläge, die Strassen waren wieder geflutet und das Wasser staute sich bis Knöchelhöhe.
Daher blieben wir drinnen, wechselten mal von dem hübschen Pavillon beim Pool zu unserem Balkon und schauten dem Treiben zu.
Am Abend regnete es immer noch und wir entschieden uns zum Inder zwei Strassen weiter unten zu laufen. Die Bilder sprachen uns sehr an auf google Maps, die Rezessionen dazu aber nicht.
Wir versuchten es trotzdem und was sollen wir sagen: es war der Hammer!

garlic Naan, indisches Gemüse Roti, Chicken Roti und ein Samosa (hat es leider nicht bis aufs Bild geschafft)

Wir waren im absoluten Food-Koma. Alles war so lecker und wir waren überrascht, dass wir beide noch nie so gut indisch in der Schweiz gegessen hatten. Das Essen hat uns etwa 20 sFr. für beide gekostet, hatten aber auch noch 1 Liter Bier dazu. Und: es hat sich mehr als gelohnt.

Der Inhaber des Lokals kam vorbei und fragte uns, woher wir kommen. Offen erzählten wir ihm, dass wir aus der Schweiz sind worauf er uns entgegnete, dass seine Lebensversicherung in Lichtenstein sein Sitz hätte. Er wisse also ganz genau, woher wir kommen würden.

Solche netten Gespräche erleben wir immer wieder und es ist wahnsinnig schön, wie offen wir geworden sind, wie ungehemmt wir mit Fremden umgehen, was sie uns erzählen und wir einfach nur zuhören können und auch zu beobachten, wie sich unser Englisch verbesserte. Alles gratis Benefits vom reisen!

Tja und dann kam auch schon der letzte ganze Tag unseres Aufenthalts in Paramaribo. Wir bekamen beim Gespräch mit Rakesh (unser Hoster) das Frühstück offeriert und nahmen dieses auch gemütlich ein.
Jeden Abend kann man auf einer laminierten Karte angeben, was man zum Frühstück serviert bekommen möchte. Dies wird auf einer schönen Etagere serviert und kann im offenen Bereich konsumiert werden der Unterkunft.

Frühstück in der Villa Famiri

Auch heute regnete es gefühlt ununterbrochen und so ging es ins Zimmer zum Wäsche waschen (von Hand), zum packen und etwas ausruhen. Dazwischen ging es auch noch eine Runde schwimmen bei Regen im Pool und bald schon war es auch schon Zeit, mit Rakesh die letzten Check-out Dinge zu erledigen.
Wir erhielten von ihm seine private Natelnummer, dass sollte morgen etwas nicht klappen, wir ihm eine Nachricht senden können oder ihn anrufen dürfen. Er hätte zwar morgen den einzig freien Tag in zwei Wochen, aber wir sollen uns nicht scheuen, ihn zu kontaktieren im Notfall.
Er schenkte uns nicht nur das Frühstück heute morgen, sondern auch das von morgen früh, damit wir keinen Stress hätten vor der Abfahrt nach Albina und auch jenes vom ersten Morgen hier in der Villa Famiri.
Sollte es irgendwen von euch mal nach Suriname ziehen, hier der Link zu einer absolut tollen Unterkunft mit Herz: Villa Famiri

Da es auch um 20 Uhr noch nicht aufhörte zu regnen, liehen wir uns einen Schirm von Rakesh aus und gingen zum Bankomat um Geld für den Transfer morgen zu holen sowie etwas zu Abend essen zu besorgen. Wir gingen in Flipflops, was wohl die beste Entscheidung war, bei Wasser bis zu den Knöcheln.
Eine Pizza und Shrimpsnudeln später war es dann auch schon halb 10 abends und wir auf dem Weg zurück zur Villa.
Dort wurde noch der letzte Haufen eingepackt und noch etwas programmiert, Unterkünfte für französisch Guyana gebucht, am Blog gebastelt und Fotos hochgeladen.

schaut abends noch öfters so aus

Es wurde nach Mitternacht, bis LiLö geschah und so fiel die Nacht auch relativ kurz aus.


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