Signagi – die unerwartete Überraschung


‹Wenn wir die Chance in der Gegenwart nicht ergreifen, werden wir in Zukunft auf unsere Vergangenheit zurückblicken und bedauern, nichts daran geändert zu haben.›

Jojo Moyes aus Eine Handvoll Worte

Nach einem Kaffee und dem zusammenpacken unserer sieben Sachen verliessen wir die Unterkunft und fuhren in den Supermarkt um ein kleines Zmittag einzukaufen.

Heute wollten wir in den anderen Nationalpark, wenn es schon nicht mit dem Tusheti klappte.
Um diesen zu erreichen fuhren wir weiter östlich und bogen dann kurz vor dem letzten Dorf vor der Grenze zu Aserbaitschan ab.

Unser Ziel wäre eigentlich einer der grössten Wasserfälle Georgiens gewesen. Der Weg ist aber relativ anspruchsvoll, draussen waren es über 38 Grad und hat es in den letzten 5 Tagen geregnet, wird vom Wanderweg zum Wasserfall abgeraten.
Denn um dahin zu gelangen kreuzt man fünf Mal mal dickere, mal schmalere Flüsse.
Laut den Google Bewertungen schrieb eine Deutsche gestern, dass sie umdrehen mussten, da der Fluss so stark war und die Brücke mitgerissen hatte.
Zudem war sie von oben bis unten voller Schlamm und stand bis Mitte Schienbein im Wasser.
So entschieden wir uns gegen den Aufstieg und liefen einfach in die wunderschöne Schlucht hinein bis wir ein Plätzchen für unser Zmittag fanden.

Es war richtig schön und total viel los. So viele Einheimische waren hier, badeten im Fluss und trieben in der starken Strömung hinab.
Überall waren die Leute am grillen, hatten ihre ganze Familie dabei und wir waren so gefühlt die einzigen Ausländer vor Ort.

Auch wir mussten zwei Flüsschen kreuzen und schafften es auch nicht ganz trocken rüber. Zum Glück trocknet ja alles ziemlich schnell bei den Temperaturen.

Nach dieser Pause wollten wir in unser vorherig gebuchtes Zimmer in der Ortschaft einchecken.
Eine Dusche wäre wünschenswert und es war soo sooo heiss, dass man es draussen fast nicht aushielt.
Also suchten wir die Unterkunft, fanden sie dann auch und niemand war da.
Respektive: nach ein paar Mal ‹hallo› rufen kam eine ältere Dame, ein kleiner Knabe und ein Baby im Kinderwagen. Leider sprachen sie nur georgisch und wir verständigten uns mit Hand und Fuss.

Irgendwann rufte sie ihren Sohn an, dieser behauptete immer wieder, dass wir nicht seine Unterkunft buchen konnten, da er alles gesperrt hat zum buchen, da sie im Haus Renovationen hätten.
Vor unseren Augen lag jedoch die Buchungsbestätigung die wir auch immer wieder der Oma zeigten.
Kurze Zeit später kam dann zum Glück die Frau von dem Sohn und sie verstand ganz bisschen Englisch.
Sie sah die Buchungsbestätigung, sagte aber auch gleich, dass wir hier nicht bleiben können und es ein Fehler sei.

Ihr könnt euch vorstellen, dass es ein bisschen komisch ist, eine Buchungsbestätigung in den Händen zu halten, aber nicht ins gebuchte und vor allem bereits bezahlte Zimmer zu dürfen.

Wir verliessen das Grundstück und verblieben mit dem eigentlichen Vermieter, dass wir via Agoda unser Geld zurück verlangen sollten.
Agodas Kundendienst ist jedoch hmmm sagen wir mal gewöhnungsbedürftig.
Eigentlich buchen wir ja stets über booking.com aber aktuell läuft noch eine Cashback-Aktion bei Agoda, weshalb wir vorläufig darüber buchten.

Nun sassen wir wieder im Auto und waren gleich weit wie gestern. Nur war zum Glück erst 15 Uhr und noch nicht all zu spät.
Nützt alles nichts und so öffneten wir booking.com und suchten einfach nach dem best bewerteten, in der Nähe gelegenen und mit Aircon ausgestattetem Zimmer mit dem tiefsten Preis.
Da wir in diesem bald Jahr schon ziemliche Routinen entwickelten was Buchungen betrifft, wählten wir das nächst beste, welches vor allem viele Deutsche und Österreicher bewertet haben.

Nun fuhren wir dahin und als es denn engen Pass hoch ging, fragten wir uns schon wieder, ob das wohl alles so richtig sei und wir auch hoch kommen würden. Denn Georgina hatte immer mal ihre Mühen, vor allem beim Anfahren bei 15% Steigung.

Aber: als wir oben waren und beim besten Viewpoint hielten, wussten wir direkt, dass sich die Mühen gelohnt hatten!

Wir schauten auf ein Bergdorf welches ziemlich abgehoben vom Land war und unter uns waren unzählbare Felder im Dunst.
Da das Dorf alt ist und den ursprünglichen Charakter hielt, sind auch noch die meisten Häuser aus Steingemäuer und weckt richtige ‹wow› Gefühle.

Während dessen schrieben wir mit dem Kundendienst von Agoda, welcher uns abermals bestätigte, dass wir einchecken können, unsere Buchung bestätigt ist und alles in Ordnung sein sollte.
Erneut schrieben wir, dass uns der Hoster weg schickte und sie aktuell wegen Renovationen keine Buchungen entgegen nehmen.
Darauf war ihre Antwort, dass sie es klären mit ihm und schrieben mir nach ein paar Minuten wieder, dass sie telefonischen Kontakt mit dem Vermieter aufgenommen hätten und er nochmals sagte, dass die Buchung in Ordnung wäre.

Langsam aber sicher wurde ich ziemlich wütend. Irgendwie lief zu vieles nicht gut in letzter Zeit und gefühlt drehten wir uns im Kreis.
Also schrieb ich dem Vermieter direkt und fragte ihn, wieso Agoda nun behauptet, dass wir einchecken können.

Ich kürz das ganze hier mal ab: es war ein reines Missverständnis! Die Dame von Agoda spricht nicht ganz so gut Englisch, der Vermieter hat halt auch sein georgisches Englisch und übers Telefon bricht auch noch ein bisschen was weg.
Zwischen can’t und can host the guest ist halt nicht all zu viel Unterschied und so verstand die Dame, dass wir einchecken können, obwohl der Hoster verneinte.
Wir bekamen nach ungefähr 2 Stunden unser Geld zurück und atmeten auf.

Nun checkten wir bei Lado ein. Dem Guesthouse, welches viele gute deutsche Bewertungen enthielt und wurden auch direkt freundlich empfangen.
Ein schönes Zimmer bekamen wir mit Abendsonne und KEINE Klimaanlagebedienung. Diese müssten wir für 5 Lari zubuchen.
Nur weil in der Zimmerbeschreibung steht, dass die Aircon verfügbar sei, heisst das nicht, dass sie auch inkludiert ist im Preis. Dies aufgrund der immer teurer werdenden Strom- und Lebenskosten.
Aus Prinzip lehnten wir dankbar ab und schwitzten also weiter vor uns hin.

Marco hielt ein Nuck im Zimmer während ich es kaum aushielt und auf der Veranda im Schatten am Handy tippte.
Da sprach mich Felix aus Österreich an und erzählte mir über eine Stunde lang die Geschichten des Lebens.
Als ich im Nachgang erfuhr, dass Marco einmal nach vorne kam und mich nicht aus der Situation rettete, wurde ich minimst indigniert. (Natürlich nur im Spass.)

Als wir es einfach nicht mehr aushielten im Zimmer und wir eh noch das hübsche Dörfchen erkunden wollten, gingen wir raus und erkundeten zu Fuss die hübschen Steinhäuschen, die grosse Burg, den Springbrunnen, das Dorfzentrum und genossen vor allem diese geniale Aussicht.

Anscheinend ist dies ein Dörfchen, welches noch oft in den Reiseführer aufgelistet ist. Uns war es gänzlich unbekannt und wir waren umso mehr erfreut über die doch noch gute Wendung in dem doch eher unglücklichen Tag.

Nach dem ausgiebigen Spaziergang suchten wir eine Abendessensmöglichkeit und kamen erst nach 21 Uhr wieder zurück zum Hostel, wo uns Lado direkt ein Tablet mit zwei verschiedenen selbstgemachten Weinen und einem Schnapps sowie Melone in die Hand drückte.
Und so sassen wir dann auf der Veranda, kosteten den doch eher speziellen aber sehr mundigen Wein und verzogen uns danach ins Zimmer.

Das die Nacht alles andere als entspannend und erholsam war, muss ich nicht erwähnen und so wurde unser Müdigkeitslevel immer wie grösser und wuchs täglich vor sich hin.


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