Batumi 2


‹Schwer ist zu tragen das Unglück,
aber schwerer das Glück.›

Friedrich Hölderlin

Am Morgen machten wir uns nach einem Kaffee auf in Richtung Verzascatal von Georgien und fuhren erstmal wieder in den übelsten Verkehr von Batumi Stadt.

Es dauerte für diese 10 Kilometer über 40 Minuten und auch als wir endlich die Stadt verlassen hatten, wurde es nicht besser.
Die Fahrt war anstrengend und lange konnten wir den Anblick gar nicht wirklich geniessen, welcher sich langsam zu einem Tal aus graublauem Flusslauf mit viel Grün und hohen Felskanten rechts und links bildeten.

Unser erstes Ziel waren die Kapnistavi Wasserfälle.
Die zwei Kilometer den Berg hoch schaffte Marco mit einer Engelsgeduld, welche ich niemals hätte.
Es ist halt schon anders mit so einem bisher unbeschadeten Auto eine schlechte Strasse hoch zu fahren mit vielen Löchern und hohen Kanten.

Oben angekommen gingen wir zu Fuss weiter, stiegen in eine Spalte ab und erreichten schon bald den ersten Wasserfall.
Von dort ging es in einer kleiner wander/kletter-Aktion zum zweiten Kaskadenwasserfall.

Während der Wanderaktion erhielten wir immer wieder Bilder von Zuhause. Denn unsere Mütter und Roger waren unsere neue Wohnung besichtigen und hielten uns auf dem Laufenden.
Nachfolgend telefonierten wir, erfuhren noch ein paar Dinge und hatten ganz viele Bilder, welche uns nun einen genaueren Eindruck vermittelten.
Danke euch dreien nochmals herzlich für eure Zeit und Engagement! ❤️

Den dritten Wasserfall besuchten wir auch noch und machten uns danach zurück zum Auto.
Die Luft war so feucht, dass wir richtig klebten.
Der Wunsch nach dem Klima zu Hause wir immer grösser. Irgendwie haben wir vor allem die entweder richtig trockene Hitze oder eben die richtig feuchte Hitze gesehen. Ich werde sicherlich nicht die Wärme vermissen, denn mich fröstelt es mittlerweilen ab 25 Grad meist schon, während Marco einfach immer heiss hat.

Unsere Fahrt ging weiter entlang dem schönen Fluss und endlich kam auch die Schönheit des Tales zur Geltung.
Die kurvenreiche Strasse war zwar auch nicht ohne, aber unser nächstes Ziel war nicht mehr all zu weit entfernt.
Nach gut einer Stunde erreichten wir die Dandalo Bridge und machten dort Fotos, Videoaufnahmen und eine Pause. Die schmale Steinbrücke ist echt beeindruckend und irgendwie auch gefährlich. Betreten ist auf eigene Gefahr, aber auf der Gegenseite lockt eine hübsche Pick-Nick Area.
Dabei erreichten uns auch die Videos der Wohnung und wir waren voller Freude auf unser neues Zuhause.

Nach diesem Stopp ging es zurück, denn ab dem nächsten Dorf namens Chulo soll die Strasse so schlecht sein, dass es sogar mit 4×4 meist sehr schwierig sei.
Und um nicht noch mehr Zeit und Energie zu verschwenden, kehrten wir schon bei der schönen Brücke um.

Bei der Rückfahrt hielten wir noch in einem kleinen Dörfchen an und holten uns zwei landestypische Brote. Wie immer: wir haben keine Ahnung, was da drin ist, denn gerade in den kleinen Bäckereien ist wenn überhaupt maximal georgisch Beschriftet.
Also zeigen wir auf das was wir möchten, dazu die Anzahl mit den Fingern, lächeln nett und lassen uns den Betrag auf dem Taschenrechner zeigen.
Heute gab es also Katchapuri aber in zwei anderen Varianten wie die Schiffchenart vom Restaurant in Tiflis.
Während das eine stark gepfeffert wurde und so ziemlich aromatisch schmeckte, war das andere ein runder Fladen mit sehr salzigem Käse und einer wirklich schmackhaften Aromavielfalt.
Während wir im Schatten die Brote zusammen teilten und über die Küche von Georgien schwatzten, trieb neben uns das Leben und wir fragten uns, was hier wohl so anders läuft wie bei uns in einem Bergdörfchen.

Auf dem weiteren Heimweg hatten wir fast einen Unfall aufgrund des mangelnden Sicherheitsverhalten seitens Georgier und waren einfach nur froh, als wir auch heute mit mehr Glück als Verstand einen Parkplatz ein bisschen weiter aber dennoch nahe zum Eingang fanden.

Während des ganzen Tages ärgerten wir uns mit der Vermieterin rum, welche uns partout kein weiters Toilettenpapier ins Zimmer legen wollte.
Marco versuchte mich zu beruhigen und meinte immer wieder, dass es einfach keinen Sinn macht weiter zu diskutieren. Und so beschlossen wir dem einfach keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken.

Eine Pause im Zimmer mit natürlich einem Nuck musste drin liegen. Marco fuhr bisher alles alleine und machte das prima. Aber es war total anstrengend und ermüdend.
So wuschen wir Wäsche und ruhten uns etwas aus bevor es uns wieder packte und wir endlich zum Meer spazierten.

Wir können nun ‹einmal den Finger im schwarzen Meer tunken› von unserer Lebensliste streichen und stellten fest, dass der Kiesstrand komplett überloffen und nichts schönes ist.
Längere Zeit schlenderten wir entlang der Promenade und kamen uns ein bisschen vor wie in Malle oder sonst einem kompletten Touristenort am Strand.
Irgendwann nahmen wir den Weg über die Stadt zurück, entdeckten die georgische Bahn welche übrigens mit Stadler fährt. Also eine schweizer Bahn.
Zudem sahen wir auch eine bekannte Tankstelle von unserem Land und wird auch als solches angepriesen mit einem grossen Schweizerkreuz und ’switzerland›.
Unser Land ist eben doch ganz gross, wenn auch noch so klein.

Zurück im Studio holten wir kurz das Portemonaie, liefen zurück zum Auto um eine Wasserflasche zu holen und kauften im kleinen Laden nebenan noch frischen Salat fürs Abendessen.

Dieses genossen wir richtig, tranken heute georgischen Weisswein welcher fast so gut wie der gestrige Rotwein schmeckte und schauten No good Nick fertig.

Gegen Mitternacht wurde es draussen plötzlich wild und nun hörten wir auch das Feuerwerk, welches von unserem Balkon jedoch nur in der Spiegelung des anderen Blocks sichtbar war.

Müde gings ins Bett, denn morgen haben wir wieder eine grosse Strecke vor uns.


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