Conny’s Defekt, die netten Kirgistaner und der Ala-Artscha Nationalpark


‹Weise ist, wer nicht bedauert, was er nicht hat, sondern wer sich an dem freut, was er hat.›

Epiktet

Die Nacht war irgendwie kurz und durch die Aktion gestern bzw heute Nacht noch kürzer.
Wir fühlen uns noch richtig müde um 7 Uhr, aber die Sonne schien direkt auf unser Zelt, so dass darin Sauna-feeling war.

Nach Kaffee und Zusammenpacken gings dann weiter. Eigentlich.
Denn kurz nach dem Losfahren hörten wir immer wieder ein Klackgeräusch von Conny.
Als erstes dachten wir natürlich an ein Stein im Rad von gestern.
Aber nachdem wir immer und immer wieder Steine aus den Rillen und Profil rausgepickt hatten und das Geräusch immer noch hörbar war, gaben wir nach guten 40 Minuten auf und fuhren zum tanken in die nächst grössere Ortschaft.

Nebenan war ein Lastwagenersatzteil-Geschäft und mit Google Translator und Hand und Fuss sprachen wir mit den drei Männern, die sogar wenige Worte Englisch konnten.
Sie konnten uns leider nicht helfen, aber wir sollen einem der Herren folgen, er wisse, wer uns helfen kann.
Und da wir eh nichts zu verlieren hatten, taten wir dies auch.

Zuerst fuhr er ganz in der Nähe zu einer Autowerkstatt. Da diese aber keine Zeit hatten, animierte er uns nochmals ihm weiter zu folgen.
Und gerade wie eben, hatten wir noch immer nichts zu verlieren ausser Zeit und taten dies nochmals.

Keine fünf Minuten später standen wir vor einer weiteren Autogarage.
Ein total freundlicher Herr begrüsste uns und bat Marco auf die ‹Rampe› zu fahren.
Wir schilderten ihm das Problem und zeigten ihm auch das Video.
Unser ‹Führer› blieb bei uns, übersetzte als Google Translate mal versagte und wartete genauso wie wir auf das Urteil.
Nebenbei wollte der Garagist wissen, ob wir Amerikaner sind, denn die hätte er gar nicht gerne.
Als wir aber verneinten und ihm von der Schweiz erzählten, blühte er richtig auf und schien direkt zu wissen, wo unsere Heimat liegt.

der wohl netteste Garagist ganz Kirgisistans

Fazit: irgendein Gummi (sie nennen das Soldat) ist nicht mehr ganz fest.
Er fragte uns wie viel wir noch fahren werden und wann wir zurück in Kasachstan sind.
Auf unsere Antworten meinte er nur, dass das absolut kein Problem sei und wir das gut schaffen würden. Es bestände keine Gefahr und dies wiederholte er sicherlich etwa 5x.
Als es ums bezahlen ging, winkte er sofort ab. Er nähme kein Geld von so netten Touristen und er hätte uns gerne geholfen.
Auch unser ‹Führer› wollte nichts, verabschiedete sich nett und so standen wir da, dankbar und mal wieder komplett geflashed von so viel Freundlichkeit.

Wir fuhren also los und weiter in Richtung Bischkek. Beide total müde, wir wechselten uns immer wieder ab um ja kein Unfall zu verursachen und machten sogar einmal eine Pause im Schatten.

Dazwischen: eine Kuhherde mitten auf der Autobahn.

Die Strasse war zwar schön aspahltiert, aber überall war 40, 60 oder 90 und alle paar Kilometer Blitzer.
Die 200 Kilometer wollten einfach nicht enden und erst als wir schon anfangs Bischkek waren, realisierten wir, dass wir hier nicht mehr so schnell raus kommen würden.

Der Verkehr war richtig übel und die Ampeln, ÖV’s und die vielen Menschen machten es auch nicht besser.
Wir fuhren einmal mitten durch, entschieden uns nirgends auszusteigen und uns vor Ort umzuschauen und fuhren in Richtung Globus ausserhalb der Stadt um ein paar Vorräte einzukaufen, bevor es in den Nationalpark in der Nähe von Bischkek ging.

Auch hier kauften wir uns wieder ein Ticket fürs Auto und dürfen nun so lange hier bleiben, wie wir wollen. Wir sind zeitlich also weder limitiert, könnten im Grunde genommen auch mehrere Tage hier bleiben.
Der nette Herr an der Kasse gab uns noch einen Plan mit den Wanderwegen vor Ort und wünschte uns viel Spass.

Ziemlich bald hatten wir auf iOverlander einen Platz gefunden, zwar nicht den, welchen wir ursprünglich wollten (dieser ist mittlerweilen nicht mehr zugänglich und mit einem riesigen Stein gesperrt – dies ist halt einfach häufig die Realität vom wild campen) aber fast gleich schön.

Wir breiteten uns aus, stellten das Zelt auf und chillten vor uns hin.
Lesen, gamen, Blog schreiben und einfach dem Bach zu hören. Ein bisschen runter kommen von den ganzen letzten Tagen und dem doch sehr anstrengenden Alltag aktuell.

Irgendwann packte es Marco und ging mit der Kopflampe selber unter das Auto. Wenig später meldete er sich ab mit ‹I gang mol schnäll e Testfahrt go mache, bi grad weder zrüg.›
Voller Freude kehrte er wenige Minuten später zurück und verkündete, dass er Conny repariert hätte.
Und tatsächlich. Ein kleines Ästchen in die Lücke der Wuchtgewichte und schon macht das Rad keine Geräusche mehr.
Ach was waren wir erleichtert, hatten wir doch schon überlegt mit unserem Vermieter Kontakt aufzunehmen und wer die Kosten tragen würde und und und.

Gegen den frühen Abend zog es uns nochmals zum Startpunkt der ganzen Wanderungen und wir berieten uns für welche wir uns morgen wahrscheinlich entscheiden werden.
Zudem begutachteten wir die Tafel der hier sehenswerten Tiere und entdeckten mal wieder das hier:

Der Gletscher schien noch schön in der langsam untergehenden Sonne und wir assen auf einem grossen Stein ‹kalten Znacht›.
Essiggurken, spezielles Brot von hier, ein paar aufgeschnittene Früchte, ein bisschen Frischkäse und Tomaten mit ganz viel Salz.

Zufrieden gings ins Zelt, denn hier auf knappen 2000 MüM ist es auch im Juli ziemlich frisch.


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