‹Die Natur macht, wie wir sagen, nichts vergeblich.›
Aristoteles
Der Morgen startet früh und nach dem ‹Frühstück› füllten wir unsere Kanister mit frischem Bergwasser um unseren improvisierten ‹Kühlschrank› zu kühlen.
Denn heute geht es in den Grand Canyon von Kasachstan.
Knappe zwei Stunden Fahrtzeit später bezahlten wir an der Zahlstelle die Eintrittsgebühr und parkierten das Auto auf den Besucherparkplätzen.
Kaum ausgestiegen wurde Marco freundlich begrüsst und mit ‹aaaarbeiiiiteeeen› (stellt euch noch so ein russischer/türkischer Slang dazu vor) gestisch weg geschickt.
Just war das Auto umparkiert und wir ready zum los marschieren.
Die Entscheidung fiel schnell, dass wir in den Canyon wollen und nicht den Pfad oberhalb mit Sicht in den Canyon möchten.
Es waren viele Leute da (im Vergleich zu den letzten Tagen) und trotzdem hing man sich nicht auf den Fersen.







Auf dem 2,5 Kilometer langen Pfad gab es zwei Stellen mit Trinkwasser und Schattenhütten.
Da es kontinuierlich bergab ging, war das zurück laufen umso anspruchsvoller.
Die guten 45 Grad drückten und die Luft war so dünn.
Dafür war es aber die Erfahrung, das Gesehene und Erlebte absolut Wert.
Erst ganz am Schluss erfuhren wir, dass es ganz unten ein Shuttle-Matruschka gibt, welches dich für 100 Tenge zurück zur Treppe zum Canyon fährt.
Nach ein bisschen Erholung, viel Wasser und Klimaanlage auf voll Power fuhren wir weiter zur Kirgisischen Grenze.
Auch hier zog sich der Weg wieder extrem. Wir haben die Distanzen wirklich unterschätzt. Es fällt uns zwar nicht schwer dies zu fahren, merkten aber erst jetzt in diesen Tagen, dass unsere nicht geplante Tour wohl etwas viel ist.

An der Grenze klopfte eine deutsche Rucksacktouristin an unser Auto, ob wir sie mitnehmen können. Leider war unser Auto so ein Ghetto und wirklich voll belegt, sodass wir leider absagen mussten.
Der Grenzgang ging relativ unproblematisch.
Wir mussten beide aussteigen, ein Herr erklärte auf Englisch wie das Prozedere läuft.
Ich musste bereits zur Ausreise und meinen Pass abstempeln lassen.
Marco musste derweil das Auto Tür für Tür mit dem jüngeren Militärherrn durchforsten.
Der Essig und die Gaskartusche waren besonders interessant für ihn, am Schluss durften wir jedoch ohne Probleme zur kirgisischen Seite wechseln.
Hier das selbe Spiel nochmals und wieder musste ich bereits durch das Papierverfahren, während Marco mit dem Wärter das Auto auf 0 umdrehte.
In diesem Moment fiel mir ein, dass ich auf dem Handy die Versicherung für das Auto in Kirgisistan habe.
Also lief ich einige Schritte zurück um Marco mein Handy zu geben, falls er gefragt wird danach. (Ist Pflich in Kirgisistan, nicht wie in Neuseeland wo es dir überlassen ist.)
Sofort wurde ich aufgehalten und angeschrien, dass ich stehen bleiben muss und ja nicht zurück darf.
Als ich ihm erklärte, dass ich die benötigte ‹Insurance› habe, winkte er ab, lächelte und meine nur ‹you don’t need it›.
Wir hatten strübstes über den Grenzgang gelesen.
Alles hat sich nicht bestätigt und wir waren nach guten 40 Minuten offiziell und legal in Kirgisistan angekommen.
(Laut Vermieter des Autos kann das an Tagen und vor allem Wochenenden gut mal 6-8 Stunden dauern.)

Als erstes passierten wir den ersten Gebirgspass und hatten wunderschöne Aussichten auf das Tal, grüne Felder und endlose Weite. Ein Traum.
Das erste Dorf erreichten wir nach gut einer weiteren Stunde Fahrt und kauften dort eine SIM Karte sowie ein kühles Getränk und frische Bananen.
Die SIM Karte funktionierte sofort nur der Hotspot nicht.
Mit Hand und Fuss sowie Übersetzer erfuhren wir von einem jüngeren Herrn (welcher auch gerade im ‹Laden› einkaufte), dass wir dies manuell aufladen müsse.
Zudem beriet er uns bezüglich der drei verschiedenen Anbieter, welches die beste Wahl wäre und übersetzte beim einkaufen.
Wir waren positiv überrascht über die Hilfsbereitschaft.
Wir fuhren weiter und waren auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz für heute Abend.
Leider war der erste Platz ziemlich voll mit Kuhshit und Müll.
Letzteres ist sowohl in Kasachstan aber auch in Kirgisistan ein grosses Problem.
Die Leute tragen keine Sorge zur Natur und ganz ehrlich: die Plätze sind ÜBERVOLL mit Müll an PET Flaschen, Feuchttücher, Plastikverpackungen und Co.
Eine halbe Stunde später entdeckten wir dann diesen Spot und entschieden direkt, dort zu bleiben, obwohl immer mal wieder Kinder und Hirten vorbei kamen.
Der Spot hatte bei iOverlander die Bezeichnung als ‹best view› und dies konnten wir wirklich bestätigen.



Unter uns trieben hunderte von Pferden, Eseln, Schafe und Kühe vorbei, im Hintergrund (auf den Fotos kaum erkennbar) sahen wir die Gebirgskette und die endlose Weite des Ausläufers vom See, welcher als Meer von den Kirgisen bezeichnet wird.
Wir hatten einen wundervollen Abend, gingen an der Klippe noch spazieren und verschwanden im Zelt, als es zu nieseln begann.