‹Die Natur überlebt uns alle.›
unbekannt
Gegen 5 Uhr waren wir das erste Mal wach, schliefen aber nochmals ein.
Das zweite Mal wurden wir durch Motorrad-Geräusche wach. Oh-oh…nun ist also der Fall eingetreten, welchen wir gehofft haben, nicht zu erleben. Der wahrscheinliche Eigentümer des Grundstücks (welches im übrigen nicht als ‹privat› oder ähnliches beschriftet war) kam und begann die Sauna einzuheizen.
Wir sagten freundlich hallo und verschwanden so schnell wie möglich.
Deshalb gab es dann am nächsten Fluss erst einen Kaffee, eine Waschaktion und eine Sortierung im Auto der gesamten Gegenständen. Die fliegen durch die holprigen Strassen stets umher im Auto obwohl wir alles in Kartons sortiert haben.

Nun gings aber gestärkt los. Unser Ziel: der Nationalpark Altyn-Emel.
Die Fahrt zog sich einwenig und war aber wunderschön mit ihrer Vegetation.

Dazwischen tankten wir an einer Tankstelle, die wir uns gar nicht mehr vorstellen können. Wie in einem Bauwagen hing die Säule raus und die Dame welche einkassierte, hinter Gitterstäben.


Hier kann man übrigens noch überall 80er tanken…dementsprechend räuchnen und roussen alle Autos beim Gas-geben…
Wir erreichten dann kurz nach 12 Uhr den Eingang vom Nationalpark und hätten ohne iOverlander gar nicht die Kassenstelle gefunden.
Für 4.98 sFr. bezahlten wir den Eintritt für 2 Erwachsene und 1x Auto. Das Ticket ist für 24h gültig und als er meinte, die benötigen wir auch, dachten wir noch ‹jaja…diese 250km schaffen wir noch locker bis 20 Uhr›.
Im Verkaufshaus war auch ein kleines Museum, welches wir rasch anschauten, dem aber nicht all zu viel Tiefe schenkten.


Wir bekamen einen Handplan in die Hand sowie ein Handticket und der nette Herr erklärte uns nochmals, wo es gratis Campingplätze gibt.
Überall bei den Barrieren müssen wir das Ticket vorzeigen, unterschreiben und sagen, ob wir noch zurück kehren oder dort schlafen werden.
So fuhren wir los und unser erstes Ziel war die über 700 jährige Weide beim Rangerhaus.
Gute 70 Kilometer entfernt soll diese liegen und schon alleine die Fahrt dahin zog sich über knapp 2 Stunden.
Die Strassen sind off-road und haben viele Löcher und vor allem grobe Rillen.
Die Belohnung war dann umso interessanter und die Überraschung dahinter noch mehr:



Diese kleine Oase dahinter war sehr eindrücklich und komplett voller Mücken. Kein Schritt ohne mindestens 30 Mücken an dir und trotzdem spazierten wir rund herum bis wir uns durch eine Hanfplantage (wild wachsend hier) zurück zum Auto gekämpft hatten.
Nun entschieden wir uns zuerst den längeren Weg auf uns zu nehmen und zu den Bergen bzw den Bergansichten und den Vulkanresten zu begeben.
Auch hier: die Strasse war misserabel und als wir bei der letzten Barriere ankamen, der Herr mir ständig Maria rufte und ziemlich zweifelnd schaute, als wir sagten, dass wir heute nicht in diesem Abschnitt schlafen werden, zweifelten wir noch immer nicht an unserem Vorhaben.
Die Wüste ist richtig trocken und sehr, sehr, sehr heiss. Über 45 Grad zeigte unser Auto an und die Luft war so trocken.
Nach guten 2,5 Stunden hatten wir die 45 Kilometer geschafft und wurden mit diesem Ausblick belohnt:



Weisse und orange Berge, Gesteine und die endlose Weite. Absolut beruhigend und die Plätze zum anhalten, campen oder verweilen sind neu, hochwertig und einladend!
Das Klo kommt übrigens aus der Schweiz, was für einen richtigen Lacher sorgte.
Wie kommt bitte Kasachstan auf die Idee eine WC-Marke von der Schweiz in seinen Nationalpark zu implementieren?
Nun ging es 30 Kilometer weiter in die Wüste rein, gleichzeitig aber auch ein Stückchen zurück zum Barrierenabschnitt.
Der nächste Halt liegt nämlich in der Höhe und sind Gesteine von einem ehemaligen Vulkanausbruch.
Auch hier hatten wir wieder richtig lange für die wenigen Kilometer, weshalb die Zeit immer weiter fortschreitete.


Als wir zurück fuhren, beim Ranger freundlich winkten (um nach 17 Uhr) waren wir noch immer guter Dinge. Obwohl wir langsam auch mit dem Gedanken spielten, ganz am Schluss doch im Nationalpark zu schlafen…
Auf dem guten 50 Kilometer innwärts zur anderen Seite des Nationalparks verfuhren wir uns dann komplett und hatten noch länger wie sonst schon.
Die Gabelung hatte 4 verschiedene Wegmöglichkeiten und keine davon war angeschrieben.
Daher nahmen wir die, welche uns am meisten als erkennbar erschien und fuhren am Schluss sogar noch in ein Stück Draht (Gott sei Dank ist nichts passiert) und dachten kurz vor Sichtung der offiziellen Strasse, dass wir nochmals alles umdrehen müssen (über 30 Kilometer), da die Brücke des Weges auf den Seiten so abgebrochen war, dass es ein Millimeterspiel für Conny war, um drüber zu fahren zwecks der Breite.
Marco meisterte dies aber gekonnt, während ich vor der Brücke stand und zurief, wie er die Räder stellen soll.
Ziemlich erledigt fuhren wir dann noch zum Eingang der anderen Seite und überlegten, ob wir gleich dort auf dem Campingplatz übernachten sollen.
Es war nach 18.30 Uhr und trotzdem noch viel zu heiss um draussen zu sein…
Da der nächste Barrierenstop und auch Campingplatz gute 25 Kilometer entfernt lagen, entschieden wir, dies noch zu fahren und definitiv dort zu schlafen.
Die paar Autos welche uns entgegen kamen, fuhren immer so schnell, dass wir dachten, sie seien komplett wahnsinnig, bis wir es selber ausprobierten.
Mit 60km/h rutschte weder das Auto, noch spürte man die vielen Rillen so gut und man kam so natürlich definitiv schneller voran.
Müde aber glücklich erreichten wir den Rangerstop, fragten sogleich nach dem Campingplatz und begannen sofort das Zelt aufzustellen und zu kochen.


Denn bald schon kamen noch ein etwa 45 jähriger Russe mit seinen zwei Töchtern so im Alter von 17- anfangs 20 welche nur minim Englisch sprachen, aber total rücksichtsvoll und freundlich waren.
Die Sonne ging dann unter und hinterliess ein wunderschönes rot am Horizont.
Obwohl man ja denkt, dass in der Wüste in der Nacht kalt sei, war es hier milde 21 Grad und wir schliefen mit offenem Zelt in kurzen Sachen.

Übrigens waren die Campingplätze alle inklusiv und die meisten boten sogar fliessendes Wasser ab einer Quelle + ein Plumpsklo.
Und da die Ranger jeweils vor Ort wohnen, gibt es auch immer etwas zu gucken. Denn hier auf dem Campingplatz war heute Waschtag und eine Familie mit etwa 8 Kindern kam mit 5 IKEA Säcken zum waschen zur Rangerin.
So läuft das hier wohl noch. Nicht jeder hat eine ganze Ausstattung und so wird einander geholfen…
Für warmes Wasser in der Waschmaschine wurde übrigens Wasser in Kanistern über dem Feuer zum kochen gebracht und dann von oben in die Waschmaschine gegossen.
2 Antworten zu “Altyn-Emel-Nationalpark”
Fühle mich in der Erzählung in die eigene Kindheit versetzt,mit euren heutigen Erfahrungen…alles noch einfacher
Ja, hier ist noch vieles etwas zurück versetzt. Aber auffallend ist trotzdem, dass von Klein bis ganz fortgeschrittenem Alter, wirklich jeder ein Smartphone in der Hand hält.