‹Das Gefühl der Freude entsteht aus einer plötzlichen Bejahung des Lebens.›
Carl Ludwig Schleich
Um kurz nach 5 Uhr klingelte der Wecker nach einer viel zu kurzen Nacht.
Unsere Zimmernachbarn haben die halbe Nacht noch ramba-zamba gemacht, was uns ungewollt wach hielt.
Müde wurde alles fertig gepackt und ein Grab-Taxi zur Flughafenmetro bestellt.
Dieser kam dann auch kurz nach sechs Uhr an, fuhr uns zur Station wo wir erst dachten, sie wäre ausser Betrieb.
Sie sah so leer und unbenutzt aus, aber je tiefer wir in das doch schon eher Bürogebäude-ähnliche Konstrukt kamen, desto mehr Leute liefen uns vor die Füsse. Also so wie immer. 😉
Mit der Metro ging es dann 30 Minuten zum Flughafen wo wir vor 3,5 Wochen das Abenteuer gestartet haben.
Wehmut kommt auf, dieses Land schon wieder verlassen zu müssen.
Wir erkundigten uns an den riesigen Displays wo unser Schalter ist und als wir diesen erreichten, schluckten wir einmal leer.
Gefühlt waren wir die letzten die in dieser langen Schlange anstanden und so auch gut eine Stunde warteten, bis unser Check-in vollzogen war.
Dafür hatten wir genügend Zeit die Leute in der Schlange zu beobachten, zu mustern wie sie so aussehen und ihr Verhalten zu analysieren.
Eines steht fest: wir haben uns die Kasachen anders vorgestellt.
Die Dame vom Check-in wünschte uns dann einen guten Flug und meinte noch, das wir die Sitze nebeneinander hätten.
Glücklich liefen wir von dannen, der Blick nochmal auf unsere Tickets gerichtet und stellten fest: wir sitzten 13 Reihen auseinander…
Also zurück zum Schalter und nett fragen, ob es keine andere Möglichkeit gäbe. Und tatsächlich, die gab es.
So marschierten wir zur Passkontrolle, passierten die Sicherheitskontrolle und sassen etwas später noch in der Lounge vor unserem Gate.
Lustigerweise war es die Oman-Lounge, also das erste Reiseland im Ausland, welches Marco und ich gemeinsam bereisten.

Wir frühstückten Salat, stiessen auf den Arbeitsvertrag von mir an welchen ich vor Ort ausdrucken und unterschreiben konnte und plötzlich rief Marco: ‹Wir müssen sofort los, es steht ‹last call› auf unserem Flug!›
In purer Hektik packten wir alles in unsere Rucksäcke und rannten die 100 Meter zum Gate, wo wir in aller Ruhe dann einsteigen konnte.
Und nur soviel dazu: wir waren längst nicht die Letzten.
Im Flugzeug hätten wir neben einer Dame in einer Dreierreihe gesessen. Hinter dieser Reihe, die letzte also, war jedoch alles noch frei und so fragten wir, ob wir nicht diese haben können und ob sie überhaupt frei ist.
Und so sassen wir 7 Stunden im Flugzeug von AirAstana, hatten ganz viel Platz, zwei Fenster und einen erstklassigen Service.

Wir flogen über das Pamir-Gebirge, etwas so schönes sieht man nicht täglich.

Nach der Landung und der langen Passkontrolle (sie ging so lange, dass unser Gepäckband bereits abgestellt wurde und unsere Rucksäcke daneben lagen) ging es ans Geld abheben und danach zur SIM-Kartenregistration.
Was beim Geld abheben tiptop funktionierte (sogar ohne Gebühren!) dauerte die SIM-Karten-Geschichte richtig lange.
Als es dann nach dreissig Minuten vollzogen war, stellten wir uns auf die Seite und versuchten, wie uns geraten wurde, die lokale Uber-App zu downloaden.
Zum Glück funktionierte sie bei Marco, denn bei mir war die App gesperrt…
Für umgerechnet 3 Sfr fuhren wir einmal 30 Kilometer queer durch die Stadt. Undenkbar bei uns zu Hause.
Schon jetzt fielen uns die vielen ‹Dümeler› an den Strassenrändern auf.
Als wir vor unserer Unterkunft standen, öffnete Vitali uns sein Tor und führte uns durch seine Villa.
Anders kann man diesem Gebäude gar nicht mehr sagen.
Eine zwei stöckige (bei uns wären das eher so drei oder gar vier gewesen anhand der Raumhöhe) und sehr grosszügige Eingangshalle mit vielen Zimmer, welche er alle vermietet.


Wir stellten unsere Sachen ab und brauchten erstmal ein paar Minuten um runter zu kommen.
So viele neue Eindrücke und wir waren richtig müde von der kurzen Nacht und dem langen Flug. Zudem bemerkten wir die Stunde Zeitverschiebung.
Zum Glück rafften wir uns gerade noch frühzeitig auf um ins Zentrum zu spazieren und etwas zum Nachtessen zu suchen, sonst wären wir wohlmöglich noch eingeschlafen und da uns Marat, unser Autovermieter noch schrieb, dass wir heute noch das Auto haben können, mussten wir auf die Nachricht seines Mitarbeiter warten, welcher uns Bescheid gibt, wann er bereit ist.
Während wir etwas zu Abend assen im Restaurant und noch einen lokalen Supermarkt (die haben hier sogar einen Spar) besuchten, vergingen gute zwei Stunden.
Michael, Marats Mitarbeiter meldete sich dann um 20 Uhr und so dackelten wie zurück nach Hause, sahen einen wundervollen Sonnenuntergang und wurden wenig später von Michael abgeholt.


Er sprach relativ «gutes» Englisch und brachte uns zu Cornelia/Conny, dem Auto. Irgendwo in gefühlt einem versteckten Quartier.
Die Übergabe dauerte ziemlich lange, denn es wurde uns alles haargenau erklärt und wir mussten noch auf ein Teil für das Ersatzrad warten. Aber wir bekamen von Marat gratis ein Zelt und eine Matte, also Bing!


Nach zehn Uhr abends sass Marco am Steuer von Conny und fuhr uns gekonnt nach Hause. Das erste Mal seit unserer Abreise wieder selber im Rechtsverkehr Auto fahren…
Zuhause angekommen schlossen wir ausversehen Vitali und seine Frau aus und fielen tot k.o. ins Bett.