Grand Canyon


If I knew I had a week to live, I would probably go to Europe. And South America. And the Grand Canyon. And I would want to see the Pacific Ocean. It would be a pretty busy week.

Pam Beesly

Wir kamen früh bei unserem heutigen Schlafplätzchen an. Einerseits hatten wir Angst, dass so ein beliebter Spot schnell besetzt sein wird und zweitens konnten wir nicht mehr länger Zeit vertrödeln beim Spot davor, da dort morgens um 9 Uhr bereits die 30 Grad Marke geknackt wurde.
Marco parkte das WoMo gekonnt in dem Pinienwald vor dem Grand Canyon. Genauer gesagt waren wir im Touristendorf vor dem Eingang. Links von uns der Flughafen und rechts das übliche Tourizeug wie MC Donalds, Starbucks und Co.


Eine Familie neben uns war auch am campen, verhielten sich jedoch sehr ruhig somit wir uns gegenseitig nicht störten.
Es war schwierig einfach die Zeit vertreiben zu lassen ohne wirklich etwas produktives zu tun. Und trotzdem tat es rückblickend richtig gut.
Die Pläne standen nämlich fest und so hatten wir morgen volles Programm sowie auch am darauf folgenden Tag.
Am späten Nachmittag liefen wir durch die kurze Passage und zum Visitor Center. Dort holten wir uns einen Annualpass mit welchem wir in fast jeden Nationalpark gratis kommen. Grundsätzlich lohnt sich dieser ab 3 besuchten Nationalparks und da wir noch ein paar weitere auf unserer Liste haben, ist dies sicher keine schlechte Investition. Zumal Nicoles Schwester die Kosten dafür übernahm als Geschenk zu unserer Reise. DANKE nochmals, Jasmin! 😘

Wir hatten seit langem mal wieder Internet und nutzten dies auch. So sassen wir sicher eine halbe Stunde auf dem Bänkli beim Visitor Center und checkten Mails, schickten WhatsApps und luden Fotos hoch.
Nach der Rückkehr ins WoMo studierten wir die Infobroschüre des Grand Canyons, kochten, assen und gingen dann bald ins Bett.

Am nächsten Tag fuhren wir nach dem Frühstück in den Grand Canyon und direkt auf deren Campground Mather.
18 Dollar bezahlten wir, parkierten das WoMo auf unserem zugewiesenen Platz und liefen dann los zur Bushaltestelle. Schon nach kurzer Wartezeit kam dieser und brachte uns an das rechte östliche Ende des Rims.
Die Aussicht alleine von Bus aus war gigantisch und wir konnten es kaum erwarten, selbst vor der Schlucht zu stehen.
Um möglichst viel und nahe zu sehen liefen wir den gesamten Rim per Fuss ab. Wir liessen uns zwar stets ans äusserste östliche und westliche Ende fahren und liefen dann in die Mitte zurück.
Wir genossen die Aussicht während wir einen Apfel am Schluchtplateau assen, hielten mal da, mal dort an um Fotos zu machen und hatten vor allen Dingen eine gute Zeit. Endlich erlebten wir, was wir uns schon lange Zeit wünschten. Natur zu sehen, Freude zu erleben, nicht immer irgendwo eingeschränkt zu sein und sich frei bewegen zu können.

Es dauerte nicht lange, bis wir die erste schweizer Familie kreuzten. Diese sprachen darüber, dass sie morgen wahrscheinlich den South Kaibab Trail wandern möchten. Dies ist ein Wanderweg in den Canyon hinein ohne jeglichen Schatten und Wasser. Je nach dem wie weit man geht, kann dies eine Tages bis zu mehreren Tagen Tour werden.
Wir standen auch vor dessen Beginn, schauten in die Tiefe und den Leuten zu. Voll bepackt waren sie, die meisten sehr professionell ausgerüstet mit Wanderstöcken, Rucksäcken mit integriertem Wasserschlauch, extra leichten Schlafmatten welche aussehen wir Legoplatten und sonstigen Dingen, die ein Kurzwanderer eher nicht auf sich mitträgt.
Ab da wurde auch unser Wunsch grösser, selber in die Schlucht zu wandern.

Weiter zog es uns an den westlichen Teil vom Rim. Wieder fuhren wir mit dem Bus ans Ende dessen und liefen zur Mitte zurück.
Gegen 15 Uhr wurden unsere Pläne jedoch kurzerhand gekreuzt von einem Regenschauer. Schon länger war die graue Wolke über uns und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich entleerte.
Wir liefen dennoch weiter, bis wir zur nächsten Bushaltestelle kamen und dort in diesen einstiegen um im Trockenen sein zu können.

Als es aufhörte zu regnen stiegen wir auch wieder aus und liefen das restliche Stück zum Hopipoint. An diesem soll der Sonnenuntergang am schönsten sein und täglich zieht es den Tourismus genau für das dort hin.
Wir warteten geduldig auf jede einzelne Bewegung der Sonne. Und bald schon setzte sich ein Thaiehepaar neben uns hin und begann mit uns zu plaudern.
Es war eine angenehme Stimmung und der Sonnenuntergang zeigte sich um 18:24 Uhr traumhaft schön, trotz des Regens zuvor und der noch immer vorhandenen Wolken am Himmel.

Wir fuhren mit dem Bus zurück zum WoMo. Mittlerweilen war es kalt und wirklich dunkel. Es stimmt, was gesagt wir: nach Sonnenuntergang ist es stock dunkel auf dem Gelände. Es existieren keine Strassenlaternen oder andere Lichtquellen.
Die Busfahrer hier im Grand Canyon haben immer witzige Sprüche auf Lager und so war die Rückfahrt ein spassiges Erlebnis. Zum Beispiel erzählte sie, dass wir alle Dinge einpacken sollen beim verlassen des Busses. Und falls wir etwas vergessen würden, wäre dies kein Problem, wir fänden es auf Ebay wieder.
Oder: falls wir das Auto nicht mehr finden, aber die Nummer des Parkplatzes wissen, sollen wir einen Ranger fragen, er würde uns dann helfen. Sollten wir aber auch die Nummer nicht mehr wissen, ja dann wüsste sie wohl auch nicht mehr was zu machen sei.

Im WoMo angekommen gab es ein Znacht und der Plan für die morgige Wanderung wurde optimiert. So entschieden wir kurzerhand, dass wir doch den Bright Angel Trail machen werden und wir spontan entscheiden, wie tief wir rein wandern.
Der Bright Angel Trail ist im Gegensatz zum Kaibab immer mal wieder im Schatten und hat nach 1,5 Meilen, 3 Meilen und beim Indian Garden Trinkwasser.
Wir schmierten uns Sandwichs, machten Apfel und andere Zwischenverpflegung bereit. Unser Rucksack war gut gefüllt und wir fühlten uns abgesehen vom körperlichen ready für die Wanderung. Respekt gegenüber der kommenden Hitze und der Anstrengung war bei beiden da.

Der Wecker klingelte früh und ziemlich schnell waren wir bereit den Campground zu verlassen und das WoMo vor den Trail zu manövrieren. Eine Parkplatzsuche später liefen wir zum Startpunkt los.
Es waren 17 Grad draussen und im Schatten noch recht frisch. In der Sonne jedoch jetzt schon gefühlt sehr warm.

Am Trailstart angekommen wies ein grosses Schild darauf hin, dass es aktuell beim 1,5 Meilen Point und genau so auch am 3 Meilenpoint kein Wasser gäbe. Na super. Das wird eine enge Kiste mit unsere knappen 1,5 Liter Wasser.
Da unser Ziel aber schon eher der Indian Garden war, blieben wir frohen Mutes und dachten uns, dass einmal füllen ganz unten schon reichen werde.
Zumal heute eher bewölkt und nicht so heiss gemeldet war.

Nach dem 1.5 Meilen Punkt wurden die Menschen weniger auf dem Pfad. Als wir diesen passierten und weiter liefen, wurden wir plötzlich von einer Rangerin angesprochen, welche auf dem Gestein neben dem Pfad sass.
Sie fragte uns, wie weit wir gehen möchten, wie viel wir zu trinken dabei hätten, was wir an essen im Rucksack hätten und ob wir uns fit fühlen.
Auch erklärte sie uns kurz, dass es zwischen 10-14 Uhr am heissesten sei und wir dann die Wanderung nur in sehr lockerem Tempo angehen sollen oder dann rasten.
Wir fragten uns, ob wir so schlecht ausgerüstet aussehen und schwindelten sie etwas an bezüglich unserer Wassermenge. Wir befürchteten noch fast, dass sie uns sonst nicht weiter runter in den Canyon lässt.

Nach dem 3 Meilen Point wurde es wärmer. Es passierten uns kaum mehr andere Touristen, wir waren mehrheitlich alleine. Der Indian Garden schien nicht mehr weit weg zu sein und unsere Fitnesstracker sagten beide, dass wir bald die Kilometerzahl sowie die angegebenen Höhenmeter erreicht hatten.
Aber irgendwie zog es sich dann weiter und weiter und weiter.
Die Sonne hatte mehr Kraft und die Abschnitte lagen nun teils auch nicht mehr im Schatten.
Doch unsere Motivation war nicht zu bremsen und so gelangten wir nach zwei Stunden und purem hinunter wandern beim Indian Garden an.
Wir bestaunten den primitiven Campground in dieser Oase und suchten die Wasserstelle. Dort angekommen füllten wir unsere Flaschen, machten unsere Kappen nass und hielten kurz für unsere Grundbedürfnisse an.

Weiter ging es abwärts. Nächstes Ziel war das Plateau! 1h soll es noch gehen und ungefähr 1.5 Meilen weit entfernt sein vom Indian Garden.
Nach 30 Minuten Wanderung in der prallen Hitze, erreichten wir dieses bereits. Wir waren sprachlos. Diese Aussicht, eingepfercht von Gesteine rund um uns herum. Den Blick nach oben wo wir starteten und die Aussicht zum Colorado River. Wow!
Eine kurze Rast und ein paar Fotos bzw. Videos später liefen wir zurück.
Es war bereits ungefähr 11 Uhr und die Sonne ballerte.
Eine gute halbe Stunde später waren wir wieder am Indian Garden, assen unseren Lunch und spürten die mittlerweile 100 Fahrenheit. Vor einer Stunde lag die Temperaturangabe dort noch bei 78 Fahrenheit.

Nach der Rast machten wir uns auf den Rückweg. Die 1000 Höhenmeter mussten wieder bewältigt werden, aber dieses mal hoch und nicht runter.
Respekt hatten wir wobei wir jedoch auch aus unseren Erfahrungen wussten, dass wir dies schaffen. Schon mehrmals begingen wir Wanderungen mit so grossen Höhendifferenzen.
Wir unterschätzten jedoch die Hitze. Bereits nach einer halben Stunde suchten wir nach Schatten und hielten an. Das erste Mal trinken aus unseren gefüllten Flaschen und das Wissen, dass bis oben keine frisches mehr kommen wird.
Weiter und weiter liefen wir. Immer Berg aufwärts. Immer wärmer, immer unangenehmer wurde die Hitze. Ständig hielten wir an, waren aber auch stolz, was wir geleistet hatten und wozu unsere Körper in der Lage waren.

Nach guten drei Stunden waren wir oben. Auf den letzten Meter ging uns das Wasser aus, welches wir uns gut aufgespart und brüderlich geteilt hatten. Aber wir wussten, dass es oben gleich mehrere Wasserstellen hatte, welche funktionierten.
Die letzten 200 Höhenmeter waren die schlimmsten. Auch rückblickend hatten sie gefühlt kaum ein Ende und wir passierten mehrere Menschen, die ähnliche Probleme hatten beziehungsweise schon früher aufgaben.

Jährlich müssen über 300 Menschen vom Trail gerettet werden. Noch auf keiner Wanderung wurde mir so oft mitgeteilt, dass du umkehren sollst, das die Wanderung nur für geübte Wanderer sei, man die Hitze schlecht einschätzen kann und die Wanderung zu einfach erscheint, als sie dann in Realität ist.

20 Gehkilometer, über 1000 Höhenmeter (= nochmals 10 Gehkilometer) und circa 7 Stunden später waren wir oben.
Wir tranken und tranken und tranken. Immer wieder füllten wir unsere Flaschen.
Unsere Beine zitterten etwas und als wir uns etwas gefangen hatten, sehnte sich der Körper nach duschen, Zucker und ruhen.
Wir liefen zurück zum parkierten WoMo, duschten in dessen, tranken kühle Cola aus unserem Kühlschrank, gingen dumpen, da wir dies am Morgen nicht mehr schafften und unsere Tanks durchs duschen leer und voll waren und fuhren zurück zu unserem Plätzchen im Pinienwald. Nochmals 18 Dollar wollten wir nicht bezahlen, da wir am darauf folgenden Tag weiter wollten.

Oben angekommen brauchten wir einen Moment für uns. Wir lagen auf dem Bett, waren so stolz aufeinander und dösten etwas.
Am Abend liefen wir trotzdem hinunter in das Dörfchen und teilten uns gemeinsam eine Pizza zum Znacht.

Nach über 40’000 Schritten lagen wir dann früh in den Federn, schauten noch etwas Garce and Frankie und schliefen ziemlich schnell ein.

Der nächste Tag liesen wir locker angehen. So brauchten wir auch etwas länger, bis wir aus dem Bett kamen.
Wir beide hatten Muskelkater und Rückenschmerzen.
Gemächlich tranken wir Kaffee, assen Müsli und machten uns dann langsam los.
Wir fuhren den Rim entlang gen Osten und hielten noch an diversen Spots.
Aber jedes aussteigen und jeder Schritt war irgendwie zu viel. Wir waren müde und erschöpft. Wir sind halt auch nicht mehr die jüngsten 😂.

Nach dem Watchtower verliessen wir den Grand Canyon und beschlossen aber noch gleich, dass wir die nördliche Seite auch noch anschauen möchten in ein paar Tagen. Dies liegt eh ungefähr auf unserer Route und der kleine Umweg ist es alle Mal wert.

Wir fühlen uns glücklich, beseelt und sind stolz auf uns. Endlich hatten wir ein richtig, richtig tolles Erlebnis. Und wir sind noch heute stolz auf unsere Leistung.

unsere Grand Canyon Impressionen

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