Von San Francisco bis nach Los Angeles (23.09.-26.09.2022)


Das Wetter in Los Angeles ist dem in Taiwan sehr ähnlich. Es gibt keine vier Jahreszeiten, so dass die Jahre unbemerkt vorüber ziehen können.

Ang Lee

Als wir aus San Francisco gefahren sind, dachten wir, dass wir schnell einen schönen Platz am besten noch an der Küste oder zumindest mit Pazifikblick finden würden. Nichts da! Wir sind noch immer Touris und hier geht es ums Geld verdienen!
Wir fahren Campground für Campground ab und finden NICHTS! Entweder ist bereits alles besetzt oder es geht nur über eine online Reservation. An jeder freien Stelle am Strassenrand, den so genannten Pull-Offs steht ein Schild, welches ein Parkverbot von 22-6 Uhr aufweist. Jedes weitere Plätzchen ist versehen mit einem Verbotsschild von ‹No overnight stay›. Es ist zermürbend und dazu ist Freitagabend. Das heisst, die Plätze sind eh schon alle voll von den Einheimischen und dazu wurde es immer später und dunkler.
Ein KOA Campground hatte noch Platz, aber wäre mit 105 Dollar ohne Taxen wohlverstanden etwas zu teuer für unser Budget.
Als es kurz vor 20 Uhr wurde, die Sonne bereits über zwei Stunden ihren Untergang zeigte, gaben wir auf.
Wir landeten in einem Industriegebiet neben einer Schiffsanlegestelle, irgendwo im Nirgendwo. Der Ort war zwar am Highway Nr. 1 aber nicht ausgeschildert.
Ein Securitas lief stets die Strasse hoch, queerte diese und lief wieder zurück.
Als er nach über dreissig Minuten noch immer keine Anstalten unternahm uns weg zu schicken, fingen wir gegen 21 Uhr an Pasta zu kochen und fielen ziemlich schnell ins Bett.

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter. Immer schön der Nummer 1 entlang und sahen die wunderbare Küste des Pazifiks. Es ist schon eindrücklich, wie die Wellen stetig an der Klippe brechen.
Immer wieder kreuzten wir endlich andere Cruise America WoMo Touristen. Ein gegenseitiges Winken beim Kreuzen ist Pflicht!
Wir frühstückten an einem wunderschönen Klippenabschnitt mit Wellen, fuhren durch den Big Sure, hielten mal da, mal dort an und sahen sehr vielen Seehunden beim sonnen zu.

Touristen gab es noch und nöcher und das erste Mal fühlten wir uns etwas mehr willkommener als auch schon in den 48er.
Da es aber eben halt auch der Touriort war, war alles umso teurer. Zum Glück haben wir ja unser zu Hause auf Rädern dabei und bei Walmart noch gut eingekauft. Und da wir stets einen Tisch und Stuhl dabei hatten, assen wir Sandwich an der Klippe oder tranken Kaffee mit Pazifikausblick.

Doch trotz aller Schönheit des Pazifiks fühlten wir uns nicht wirklich angekommen. Immer noch auf der Suche nach täglichen Schlafgelegenheit, stets die Konfrontation pro Nacht mindestens an die 70 Dollar oder eher aufwärts zu bezahlen und das Hintergrundwissen oder eben Unwissen, ob es so die weitere Reise weiter gehen wird.

Daher entschieden wir kurzerhand die Reise an der Westküste noch heute ‹zu beenden› und fuhren bis nach Los Angeles weiter. Dort wollten wir auf einen Stellplatz und den Tag in LA verbringen. Nur so viel dazu: daraus wurde nichts.

Schon der Weg nach LA selber war sehr mühsam. Als wir die Stadt erreichten wurde es nur noch schlimmer. Die Interstates (Autobahnen) welche 7 oder mehr Spuren hatten wurden mit zunehmendem Verkehr nicht einfacher. Schon bereits beim Stadteingang waren am rechten und linken Strassenrand jeweils Zeltlager zu sehen. Schlagartig war das Gefühl von Seattle wieder da.

Wir waren froh, als wir den Campground am oberen Teil des Venice Beach erreichten. Auch wussten wir, dass es eine teurere Nacht werden wird.
Nur zu diesem Problem kam es gar nicht. Wir wurden recht unfreundlich ausgelacht, als wir sagten, dass wir keine Reservation hätten. Die Nacht hätte uns an die 100 Dollar gekostet ohne irgendwelche Extras. Und noch dazu gab es keine Toiletten und der Campground war offen ohne Sicherheitszäune oder ähnlichem direkt links und rechts eingezirkelt von Obdachlosenlager.

Anmerkung: Die stets ’negative› Äusserungen gegenüber Obdachlosen hat keinerlei Hintergrund. Uns ist nie wirklich etwas passiert oder zugestossen. Auch haben wir beide tiefstes Mitgefühl mit den Betroffenen und wünschten uns sehr, dass es diesen Zustand nicht geben muss. Das stetige Erwähnen soll vermitteln, welches Bild wir von der Stadt/dem Land bekamen. Und vielleicht auch ein wenig aufzeigen, dass es Angst macht. Es macht wirklich Angst die Masse an Zeltlagern oder X-Obdachlosen Personen auf den Parkbänken mit ihren Einkaufswagen zu sehen. Es bringt uns zum nachdenken und macht schlechte Gefühle. Man selber lebt im ‹Saus und braus› während draussen so viel Leid herrscht.
Auch die Erwähnung, dass einem nicht wohl ist neben Zeltlagern zu schlafen soll auf keinen Fall abwertend klingen. Nicht jeder Obdachlose ist kriminell und Drogen abhängig. Und doch verlassen wir das WoMo mit deutlich besserem Gefühl, wenn es an einem sicheren Ort steht.

Es ist heiss draussen, wir komplett überfordert mit einem viel zu grossen Gefährt für diese engen Strassen. Da wir ab sofort Planlos waren, fuhren wir in eine Seitenstrasse um erst mal etwas zu trinken und zu überlegen wie es weiter gehen soll.
Als Marco kurz in den hinteren Teil des WoMo’s ging, wurde schon wild an die Seitenscheibe des Beifahrers geklopft. Sehr aufgebracht klopfte eine jüngere Frau mit vielen Tattoos im Gesicht an die Scheibe und erzählte (nachdem wir die Scheibe ein kleines bisschen öffneten) etwas von ihrem stehen gebliebenen Auto und das sie Kinder hätte und nicht mehr nach Hause käme.
Da wir wirklich kein Überbrückungskabel hatten, sagten wir ihr dies auch so, was sie uns erst nach dem dritten Mal glaubte.
Wir verliessen die Seitenstrasse ziemlich schnell und sahen beim wegfahren im Seitenspiegel nur noch, wie sie mit einem etwa gleich alten Mann diskutierte.

Während des Fahrens wurde also ein Plan B ausgedacht. Marco fuhr gekonnt durch den elendig langen Stau, einmal queer durch Los Angeles. Wieder links und rechts voller Zeltlager. Ein paar davon waren auch komplett abgebrannt.
Als wir dann beim Observatorium Parkplatz ankamen parkierten wir in der kostenfreien Zone und wanderten dann dafür hoch.
Nach circa 30 Minuten erreichten wir die Plattform und waren zuerst etwas sprachlos.
Die Weite über die gesamte Stadt zu sehen und soweit man schauen konnte. Natürlich waren viele Touristen da und einige hatten sichtlich zu kämpfen mit der Hitze.
Wir liefen herum, schossen Fotos und begaben uns zu der östlichen Seite wo das Hollywood Schild sichtbar ist.
Nach etwa 45 Minuten wurde auch uns wirklich zu warm und wir beschlossen wieder zurück zum WoMo zu wandern.
Dort wurde ein Zvieri gegessen und eine Schlafmöglichkeit gesucht.
Uns war klar, dass wir heute Nacht nicht in LA schlafen werden. Dafür ist alles zu teuer und die Möglichkeit in ein günstiges Motel zu gehen wo der Parkplatz für ein WoMo inkludiert wäre, gabe es einfach nicht.
Ausserhalb von LA fanden wir dann die Bonita Ranche mit dem Bonita Wasserfall.
Es war das nächste und günstigste in der Region und daher waren wir einfach nur froh, als dieser Platz auch noch frei war.

Wie müde wir dort ankamen, muss ich wohl nicht näher beschreiben.


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