‹Cha me mache, muess mer aber ned.›
Gespräch Marco & Nicole
Wir fuhren bereits über 2000 Meilen, gingen sicher schon mehr als 10x tanken und schliefen schon über 21x im WoMo.
Fuhren von Everett bis nach Los Angeles innerhalb von vierzehn Tagen, kamen von kalten 10 Grad in die trockene Hitze der Wüste mit über 40 Grad. Hatten oft keinen Plan vom nächsten Tag, geschweige denn wo wir am gleichen Abend übernachten werden.
Uns wurde oft subtil mittgeteilt, dass wir nicht gern gesehen sind und wir mit dem campen erst recht unerwünscht sind.
Wir tranken oft den ersten Kaffee am Morgen im Bett, wachten regelmässig von hupenden Autos oder durchfahrenden Trucks auf und waren über jede Nacht, die gratis war, dankbar.
Wir erlebten traurige Situationen, erhielten WarnSMS des Staats von einem entführten Kind, Gewitterwellen oder Hurikans und wurden jeweils mit unserem eigenen Gewissen konfrontiert, wie gut es uns eigentlich geht.
Täglich sprechen wir darüber, wie dankbar wir sind, so etwas (diese Reise) machen zu können, wie dankbar wir über die Schweiz und ihre Gesetzte, ihre Art und ihr Leben sind und wie dankbar wir über unsere Gesundheit sind.
Gemeinsam versuchen wir immer wieder heraus zu finden, wieso in der USA so vieles in unseren Augen komisch oder falsch läuft und sinnieren darüber, wie es wohl in ein paar Jahren hier aussehen wird.
Manchmal sind wir auch enttäuscht über uns selber, dass wir die Staaten nicht so wirklich geniessen können, wir dies und das anders hätten machen sollen und wir gewisse Dinge nicht zu Ende überlegt haben. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer… 😉
Wir schmieden weitere Pläne wie es nach den 48igern weiter geht, was wir noch erleben möchten und was wir anders machen wollen. Reden über die Zeit die läuft, die sich manchmal unendlich lange anfühlt und beim reflektieren doch so schnell verging.
Es ist wirklich wahr, was die Langreisenden berichten: Manchmal fühlt sich ein Land oder die Momente so lange oder anstrengend an und im Rückblick ist es dann doch schnell und lehrreich vorüber.
Mittlerweilen sind wir ein ein halb Monate unterwegs. Versuchen immer mit einem Bein noch Dinge in der Schweiz zu erledigen wie zum Beispiel Mietkaution oder Rechnungsangelegenheiten. Es ist nicht so einfach wie gedacht. Leider funktionierte unsere Postumleitung nur zu halben Teilen und so erhalten wir regelmässig von Marcos Freund die Nachricht, dass Brief XY wieder bei ihm ankam.
Gott sei Dank haben wir aber auch tolle Mütter, die sich dann immer um solche Dinge kümmern können, was von hier schwierig ist. (Weil zum Beispiel kein Empfang für mehrere Tage besteht oder telefonischer Kontakt unumgänglich ist, oder oder oder.)
Wir denken an eine Zeit zurück, die vor allem zu Beginn wahnsinnig schwierig für uns war. Alaska hatte uns so begeistert und zeigte uns, wie schön die Natur sein kann. Wie sich Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft von fremden Menschen anfühlt.
In den 48er wurde unsere ‹heile Welt› schnell zerstört. Lynnwood und Seattle trugen wesentlichen Teil dazu bei, aber auch die Leute im späteren Umgang mit uns, die schwierige Art zu reisen in der USA oder an Hilfsbereitschaft fehlte es einfach.
Hätte uns Sybille/Silvia und Hermi/Hermann nicht gesagt, dass wir überall reservieren müssten für Campgrounds, wüssten wir das heute noch nicht. Nicht ein einziger Campingplatz sagte uns beiläufig oder bei einer Absage, dass wir online schauen sollen oder uns dort ein Plätzchen buchen müssen.
Denken wir zurück an Alaska, wurde uns auf dem Weg zum AirBnB aus dem Bus gerufen, dass wir den falschen Weg einschlagen und wir erst rechts abbiegen und dann die Strasse hoch laufen müssen. Der Busfahrer wartete sogar noch, um zu schauen ob wir nun wirklich die richtige Abbiegung wählten.
Dies ist hier noch nie passiert…
Im Gegenteil wird im Land der grenzenlosen Freiheit ziemlich viel eingeschränkt. Es zeigte sich in unserem Alltag kaum wieder, was in den online Medien oder uns von früheren Reisen berichtet wurde.
(Schaut man auf die iOverlander App wird einem verdeutlicht, wie viele Plätze innerhalb von Corona eliminiert wurden. Oder wo früher dumpen oder Frischwasser gratis war, nun mindestens 20 Dollar kostet. Im Verlauf dieser Einträge sieht man auch die Preisentwicklung der Campingplätzee. Wo vor Corona ein normaler Platz um die 20 Dollar war, kostet dieser heute mindestens 45, ohne irgendwelche Extras. Im Gegenteil: Duschen oder Wasser sowie Elektronik zahlt man meist noch zusätzlich.)
Das, dass wild campen noch offiziell erlaubt ist, ist wohl auch eher nur noch eine Frage der Zeit. So steht an wirklich jeder freien Lücke oder an jedem Pull-Off ein Schild, dass das Parken von 22-6 Uhr, ganz das campen oder overnight stay verbietet.
Es kostet alles einzeln einen Haufen Geld, die Preise sind ohne Taxen angeschrieben was den sparenden Endkonsument dann jeweils leer schlucken lässt beim bezahlen. So kostet dann das Brot nicht mehr 5 Dollar sondern 8 und der Kaffee dazu nicht mehr 4 sondern 7.
In gewissen Bundesstädten bezahlt man noch für Galonen in welchen zum Beispiel das Wasser abgefüllt wird eine Art Pfand. Aber solche Dinge erfährt man eben erst beim bezahlen.
Erst als wir die Pazifikküste verliessen und ins Landesinnere gelangten, fanden wir auch die berühmt berüchtigten BLM Plätze (BLM = Bureau of Land Management, dies sind freie Landzonen, in welchen man bis zu 14 Tagen campen darf.)
Es gab Tage, die verstrichen so. Wir wurden gezwungen, einfach mal nichts zu machen.
Und da gab es auch noch die alltäglichen Dinge wie zum Beispiel: Wäsche waschen. Wir standen das erste Mal in so einer typischen Laundry und warteten geduldig auf unserem Bänkli, bis unsere Wäsche fertig war.
Oder kochten Elbows (Hörnli in der USA) bis zum umfallen. (Zum Glück essen wir beide so gerne Nudeln!)
Oder wissen mittlerweile, wie das WoMo hingestellt werden muss, damit das Kochwasser in der Pfanne auf der einen Seite nicht überläuft.
Das klingt hier alles wahrscheinlich sehr negativ. Aber schaut doch das unten eingefügte Video und macht euch selber ein Bild.
Denn wir versuchten aus jeder Situation das Beste zu machen und im Nachhinein können wir behaupten, dies auch gemacht zu haben.
Wir freuen uns auf die nächsten vier Wochen im WoMo, feilen an der Weiterreise weiter und sind auf die Nationalparks gespannt genauso wie wir auch unser Glück in Vegas noch auf Probe stellen möchten.
2 Antworten zu “Drei Wochen Wohnmobil und die USA – Das Zwischenfazit”
So cool👍
Danke fürs «debi si» dur öii Biträg!
Lg Veronika
Hallo Vrony
Danke dir für din Kommentar.
Hoffentlich hesch s’Video ou xeh?
Ganz liebi Grüess a aui 🙂