‹Kleine Stationen sind stolz darauf, dass die Schnellzüge an ihnen vorbeifahren müssen.›
unbekannt
6:30 Uhr, der Wecker klingelt und wir stehen ziemlich müde auf.
Schnell sind die restlichen Dinge eingepackt, der Grab-Fahrer gerufen und wir unten an der Rezeption um auszuchecken.
Der Herr an der Rezeption musste dann noch unser Zimmer checken gehen, was unglaublich lange dauerte und wir sahen unseren bestellten Fahrer bereits in unserem geistlichen Auge abfahren. (die warten immer nur ihre fünf Minuten)
Wir winkten ihm von drinnen und versuchten ihm zum warten zu animieren.
Als der Rezeptionist zurück kam versuchte er uns noch zu bestechen, indem wir ihm eine gute Bewertung bei booking.com zeigen würden und wir dafür 100’000 Dongs zurück bekommen würden.
Nene…erstens wartet unser Taxi draussen, zweitens wissen wir selber wie schwierig es hier in Asien ist, fake Bewertungen von echten zu unterscheiden und brauchen deshalb immer total lange, bis wir sehr viele Bewertungen durchgelesen haben und drittens haben wir ja gestern Abend schon 100’000 Dongs Discount für den Roller bekommen.
Gerade deshalb wollte ich das ganze System nicht unterstützen und tatsächlich bin ich nicht käuflich.
Der Fahrer brachte uns an den Bahnhof, ohne ein einziges Mal zu hupen. Wir waren etwas verblüfft. 😁

Am Bahnhof mussten wir dann noch gute 40 Minuten warten, denn das Militär hatte Grosseinsatz und wurde mit dem selben Zug transportiert. Auf dem Bild oben erkennt man diese im Hintergrund mit ihren Hütchen und blauen Anzügen.
Wehrpflicht dauert hier übrigens 24 Monate und beginnt schon ziemlich früh. So schauen die jungen Rekruten auch aus. Meist als wären sie erst gerade 16 Jahre alt geworden.
Wir durften dann auch einsteigen und mussten zuerst die anderen Bahngleise überqueren und unseren Wagon finden. Dort wurde nochmals unser Ticket kontrolliert und danach gings auf die Abteilsuche.

Wir hatten uns die VIP First Class gebucht, also die best möglichste Wahl.
Das Zugsystem hat hier folgende Optionen:
- hard seater (Harte Holzbänke wie von früher nur mit Ventilator, Rauchen gestattet)
- soft seater (wie ur-alte Züge von uns in der Schweiz, mit Klimaanlage)
- hard bed (Metalbrett mit einer 10 Milimeterauflage, 6-8 Betten pro Abteil, Ventilator)
- soft bed (Metalbrett mit einer Matratze, 4 Betten pro Abteil, Klimaanlage)
Anscheinend seien die Züge jeweils sehr voll und da Kinder gratis mitfahren dürfen, sind die Abteile meist überfüllt und nicht selten ist man zu 12 im Abteil, da jeder noch seine 2-4 Kinder mitbringt.

In unserem Abteil gesellten sich dann zwei etwa 50 jährige dazu, welche so einen Lärm gemacht haben, dass die eh schon maue Laune noch schlechter wurd. Sie schrien ins Handy, spielten Candy Crush mit maximaler Lautstärke und obwohl sie direkt nebeneinander sassen, redeten sie übertrieben laut miteinander.
Man ergbit sich während des Reisens vielen Situationen einfach und obwohl alles in dir drin sich nach Anstand, Ruhe und etwas mehr Rücksicht sehnt, darf dies nicht kommuniziert werden.
Daher montierten wir unsere Kopfhörer, hörten Hörbuch und schliefen irgendwann ein.
Zum Glück verliessen sie den Zug um kurz nach 11 Uhr und ein älterer Herr stieg ein, welcher auch zu Beginn kurz laut war, sich danach aber hinlegte und schlief.
Schon bei der nächsten Haltestelle stieg er wieder aus und eine jüngere Dame die irgendeine Behandlung im Gesicht hatte und ein Herr mit kleinem, süssen Hund stieg ein.
Sie schienen beide auch Ruhe zu wollen, flüsterten nur mit sich und legten sich sofort hin.
Kein Telefonieren, keine laute Musik, kein rumschreien, herrlich!
Was aber alle drei gleich machten: sofort die Vorhänge schliessen und so waren Marco und ich während 12 Stunden Zugfahrt quasi im dunklen Loch.

Die Zeit ging vorbei, mal schneller mal langsamer. Beschäftigung: Handy, Hörbuch, Nitendo Switch und Sudoku.
Mit über einer Stunde Verspätung kamen wir in Nha Trang an.
Wir bestellten uns schnell ein Grab um zum Hotel zu kommen und erhielten in der Zwischenzeit komplett überrissene Taxiangebote. Wir zeigten ihnen nur stumm das bestellte Grab-Taxi und die Männer zischten schneller ab als wir auf drei zählen konnten.
Zwar warteten wir etwa fünf Minuten, hatten danach aber einen tollen Fahrer, welcher uns auch sagte, dass er uns nicht direkt zum Hotel fahren könne, da dort Sperrzone sei aufgrund einer Party.
Kein Problem für uns, er solle uns einfach so nah wie möglich hin bringen, was er dann auch machte.
Wir gingen die restlichen 300 Meter zu Fuss und checkten ein.
Nha Trang: der Ballermann des Vietnams.
Und genau so fühlten wir es auch. Überall lief laute Partymusik, es gab mehr Russen als Vietnamesen auf den Strassen (gefühlt zumindest 😉) und hier ist es mehr den Touristen ihr Zuhause als jemand anderem seins.
Nach dem check-in und ablegen des Gepäcks gings dann raus auf die Strassen um noch etwas zu Abendessen zu finden. Wir hatten den ganzen Tag nichts ausser ein paar Chips und Wasser.
Wir fanden dann für morgen noch eine Wäscherei, blieben in einem vietnamesischen Laden sitzen und assen Salat mit Essigdressing! Yummy!
Danach bemerkten wir dann auch schnell, was der Taxifahrer mit ‹Party› meinte.
Direkt in der Strasse vor unserem Hotel (liegt in einer Seitensackgasse) stehen Sperrungen, Polizisten, riesige Tribühnen und eine grosse Bühne.
Wir nahmen Platz und erfuhren erst ein Tag später, dass dies heute erst die Generalprobe war.


Wir schauten dem ganzen eine halbe Stunde zu, liefen noch kurz zum Strand, bevor wir uns zum schlafen ins Zimmer zurück zogen.