‹Wenn du traurig bist, dann sing einfach! du wirst merken, dass deine Stimme schlimmer ist, als dein Problem.›
unbekannt
Ziemlich spät wurden wir erst wach. Kunsttück nach unserer späten Schlafenszeit gestern.
Aber da wir heute eh nicht viel geplant hatten, war alles halb so schlimm.
Wir entschieden uns für die Mall um die Ecke hier und fuhren mit Pietro gemütlich die Strassen hoch, parkten ihn im Schatten und freuten uns schon auf die Abkühlung. Draussen waren es wieder über 37 Grad und ohne Wind einfach zu heiss in der Sonne. Diese Luftfeuchtigkeit, meist über 80%, erledigt uns. 😂
In der Mall schlendern wir durch den H&M, entdecken dies und das, waren schon in der Versuchung uns eigene Stäbchen zu kaufen (wir haben es mittlerweile echt drauf mit diesen sogar Salat und Co zu essen). Wusstes ihr übrigens, dass es Unterschiede der Stäbchen gibt? Japanische sind zum Beispiel deutlich kürzer und meist hinten viereckig. Vietnamesische sind grundsätzlich etwas dicker und haben meist auch noch Filigrationen im Stäbchen.
Im Kaffee machen wir eine Pause bevor wir im Supermarkt für die morgige Fahrt noch einkaufen und folgendes entdecken:
Man kann ganze Frösche, frische und noch lebendige Fische und Co kaufen.
Danke nein.
Im Obergeschoss dachten wir erst, wir haben Sushi am Band gefunden, bis wir die Hotpots entdeckten bei den jeweiligen Sitzplätzen. Quasi HotPot am Band.
Hier liesen wir uns dann auch endlich erklären, wo die Unterschiede des HotPots liegen:
Thai = scharfe Chilibrühe
Koreanisch = meist trocken, sprich BBQ mässig und mind. eine Grillfläche
Vietnamesisch = Kraftbrühe mit mindestes 5 Kräutersorten
Danach wird noch unterschieden ob ‹Feuertopf› oder normaler HotPot verspeist wird und und und.
Am Schluss unterscheidet sich nicht nur die Brühe, auch die Beilagen, ob es Dipps dazu gibt und sogar die Einlagen. Im Japanischen HotPot gibt es z.B. regelkonfrom keine Nudeln oder Reis dazu. Der Japanische HotPot gilt als 2 Stufen Pot = Fleisch/Fisch und Gemüse. Der Thai und Vietnamesen HotPot gilt dementsprechend als 3 Stufen Pot und serviert dies dazu.
Wie auch immer, wir sind nun etwas schlauer und verliessen die Mall mit ein bisschen Essen für morgen und fuhren zurück nach Hause.
Dort wurde gepackt und versuchten so gut es geht nicht an morgen zu denken.
Denn in uns innen wussten wir, dass wir morgen nicht den tollsten Tag erleben werden, es laut wird und wir eigentlich kaum Lust haben darauf.
Gegen den Abend suchten wir uns nochmals ein Restaurant in der Nähe des Thais raus und entschieden uns alleine wegen der Coleslaw dahin zu gehen.
Wir landeten im Burgerrestaurant eines ausgewanderten Amis und assen Beef- und Veggiburger.
Seit neustem haben wir Lemongrastea und Lemontea für uns entdeckt. Wahlweise auch mit Peach gemischt.
Schmeckt wie Eistee, meist auch übertrieben süss aber mit der entsprechenden Bitte ohne Zucker sind die Tee’s richtig erfrischend.
Etwas was uns hier auch ein bisschen nervt: Wasser ist teurer als abgepackte Dosencola zum Beispiel.
Daher kaufen wir Wasser in grossen Flaschen im Supermarkt und wenn wir etwas beim Essen trinken, dann so etwas.
Während wir gerade fertig wurden mit dem Essen, kamen zwei junge Herren ins Lokal und der eine davon bestellte sich die Challenge. Es gibt ein XXL Chiliburger mit Chilifries.
Schafft er alles innerhalb 15 Minuten zu essen mit einer Flasche Wasser dazu und diversen Regeln wie z.B. der Burger darf nicht geteilt werden etc, dann ist das Gegessene gratis und bekommt ein Shirt des Lokales.
Schafft er es nicht, muss er 395’000 VND bezahlen. (Entspricht etwa 16 sFr.)
Ich sagte noch zu Marco, wieso er dies nicht auch versucht hätte. Er isst ja gerne scharf und hat hier auf der Reise schon oft seine Grenzen getestet.
Als der arme Herr aber bereits beim zweiten Biss Tränen in den Augen, mehrmals würgen musste und nach kurzer Zeit den Burger ablegte, dachte ich innerlich ‹zum Glück kommt er nicht auf so dumme Ideen›.
Kurzgefasst: das ganze Personal stand rund um ihn, drückte die Daumen und waren wohl mehr aufgeregt, als er selber. Wie kleine Kinder hüpften sie auf der Stelle.
Und wie sie sich freuten, als er es innerhalb von 10 Minuten schaffte, könnt ihr euch wahrscheinlich selber vorstellen.
Der Arme war komplett nass geschwitzt, würgte immer wieder.
Er war laut Besitzer zwar nicht der erste, der es schaffte, aber einer der wenigen und der erste dieses Jahres.
Sie brachten ihm zum Shirt noch eine Milch, welche er innerhalb von wenigen Sekunden austrank.
In der Beschreibung der Challenge stand noch ausdrücklich, dass es starke Magenbeschwerden macht und diese nicht so schnell aufhören. Sie übernehmen keine Haftung dafür, auch nicht für irgendwelche gesundheitlichen Schäden.
Als wir gingen war der Arme komplett fertig mit seinem Leben. Er hatte komplett hervorstehende Augen, einen knall roten Kopf, der Schweiss tropfte ihm über das gesamte Gesicht und sein helles Shirt war mittlerweile überall dunkel durch den Schweiss.
Zurück im Hotel gaben wir Pietro ab und wollten die Unterkunft bezahlen.
Was uns zu Beginn als ‹ihr bekommt einen Rabatt› und ‹ihr bekommt das Frühstück zurück erstattet› versprochen wurde, konnte man sich heute nicht mehr daran erinnern.
Ich blieb hart und wollte mit dem Manager sprechen.
Erst dann konnte man sich plötzlich wieder an den Roller-Rabatt erinnern.
Am Schluss dauerte diese Angelegenheit über 30 Minuten und ich war genervt. Ich lassen mir eigentlich immer alles schriftlich geben um genau solche Diskussionen nicht zu haben.
Ich falle aber immer mal wieder ein ungerades Mal darauf rein, obwohl wir es eigentlich besser wissen würden.
Wir müssen hier nichts verheimlichen: wir essen bewusst westlich hier, sind viel mehr drinn als draussen, schlafen soviel wie wir gerade lustig sind und gehen es viel, viel ruhiger an. Schauen Netflix, machen was wir Lust haben und beschäftigen uns mit Dingen, welche wir uns bewusst für die Reise vorgenommen haben wie lesen, Handelsroboter und Co.
Und wir haben uns damit abgefunden, dass wir dies wohl so schnell auch nicht ändern werden.