Hà Giang Loop Etappe 1


‹Der wahre Mann fürchtet nicht den hohen Berg, den dunklen Wald, den tiefen Fluss.›

vietnamesisches Sprichwort

6:30 Uhr, der Wecker klingelt, wir waren aber schon längst wach.

Etwas nervös und voller Vorfreude waren wir und packten unsere letzten Dinge zusammen, bevor wir unsere grossen Backpacks zur Aufbewahrung abgaben, die Reiseapotheke im Kühlschrank lagern durften und der Mietvertrag für Helga unterschrieben wurde.

Preis für Helga: 180’000 VND pro Tag. Fair, wie wir finden.

Um kurz nach 7 Uhr fahren wir los. Und dies hat auch seinen Grund. Kurz vor acht Uhr beginnt die Polizei rund um Hà Giang und an den Grenzgebieten ihre Jobs. Offensichtliche Loopfahrer und Touristen werden ausnahmslos rausgezogen und manchmal trotz internationalem Führerschein nur nach Bestechungsgeld weiter fahren gelassen.
Obwohl wir uns nach der Betragshöhe erkundigten und auch ein Bestechungsportemonaie bestückt hatten, wollten wir solche Auseinandersetzungen umgehen und entschieden daher, früh loszufahren um schnell aus dem Grenzgebiet zu kommen.

Zuerst mussten wir aus Hà Giang raus kommen und das war gar nicht mal so einfach. Überall standen Polizisten und verwiesen dich zur nächsten Gasse. Irgendwie war eine grosse Strassensperrung durch den Ort, was zu einem minimen Verkehrschaos führte.

Als wir es geschafft hatten, traffen wir auch schon auf die ersten Reisfelder. WOW!

Schnell nahmen wir immer mehr an Höhe zu und die Strassen waren so gut zu fahren, dass wir gar nicht so bemerkten, wie zügig wir voran kamen.

Einmalig sah Marco ein Polizist hinter einem Baum versteckt, angehalten wurden wir jedoch nicht.
Zumindest nicht von einem Polizisten, sondern einem Bauherrn.

Die Strasse war komplett gesperrt und wir mussten gute 15 Minuten warten, bis der Bagger seine Arbeit unterbrach und der mittlerweile gestaute Verkehr (wir reden hier von ca 3 Autos und etwa 8 Motorrädern) durchfahren konnte.

Kurze Zeit später wurde die aspahltierte Strasse zu unbefestigtem Gelände und der Boden sandig.
Was ein Glück hatte es die Tage davor nicht geregnet und so konnten wir gut durchfahren, auch wenn es minim rutschig war.

Als die Baustellenzone passiert war, fanden wir uns mitten auf einem Hügel wieder, mit einem kleinen Pavillion mit Aussicht.
Perfekter Rastpunkt und daneben ein Strassenstand welcher kalte Getränke zum Verkauf anbot.

Weiter ging es, nun wieder etwas mehr abwärts und die ersten Serpentinen begannen.
Viele Einheimische stellen bei bergab-Fahrt ihren Roller aus und zischen an uns vorbei während sie freundlich winken.

Noch immer war es total heiss und drückig, weshalb wir auch unterwegs immer wieder anhielten um uns einzucremen, Wasser zu trinken und natürlich auch die wunderschöne Aussicht zu geniessen.

Bisher: keine Lastwagen, keine easy-rider-Gruppen. Nur wir, ab und an heimischer Verkehr und Felder noch und nöcher.

Unser erstes Etappenziel erreichten wir dann schon kurz nach 12 Uhr.

Da wir eh erst um 14 Uhr einchecken konnten und wir vor Ort noch zum bekannten Wasserfall wollten, ging es gleich dahin weiter.

auch ein beliebter Spot der Einheimischen

Verkehr hatte es kaum mehr oder wir sind nach Bali einfach total abgestumpft.
Das Fahrtgefühl mit Helga war sicher, auch wenn sie ab und an etwas mehr Power haben dürfte.

Lustigerweise kam uns direkt als wir Helga vor dem Wasserfall parkten, mehrere easy-rider-Gruppen entgegen, welche gerade auf dem Weg zur Weiterfahrt waren. Somit waren wir die einzigen Touristen vor Ort mit dafür umso mehr Locals.

Easy-rider sind Gruppen an 10-20 Motorrädern die von Locals gefahren werden und der Tourist sitzt vorne drauf. So fährst du nicht selber, trägst keinerlei Verantwortung und wirst durch den gesamten Loop durchgefahren, deine Unterkunft organisiert und auch dein Essen vorbestellt.
Dies ist für Leute welche nicht Motorradfahren können, keine internationale Lizenz haben, keine Routenplanung mögen oder dies einfach bevorzugen bezüglich des Gruppenfeelings.
In den Easy-ridern-Gruppen gibt es auch noch self-rider. Etwas günstiger, dafür bezahlst du selber die Versicherung, das Benzin und bist verantwortlich, da du selber fährst, jedoch in der Gruppe, in welcher Unterkunft, Essen und Route sowie das Gruppenfeeling organisiert hast.

Mindestens ein Viertel der ganzen Touristen waren verbrannt und hatten Schürfwunden an Beinen sowie Armen.
Eine etwas jüngere Dame wie ich, hatte den gesamten Innenoberschenkel aufgeschürft, entweder vom heissen Sitz des Motorrades oder sonst wie.
Ich konnte mich nur schlecht beherrschen und ihr keine Hilfe anbieten.

Der Hunger (wir hatten kein Frühstück und absolut nichts aufgrund der Wärme an Essen im Rucksack) plagte uns zunehmend und so fuhren wir ins Dorf zurück nach Du Gia.

Dort hielten wir am Fluss in einem kleinen Local, assen zusammen eine Portion gebratenen Reis mit frischem Gemüse und versuchten unseren Durst endlich zu bekämpfen.

Seit der Früh hatten wir bereits über 2 Liter getrunken und wir hatten noch immer unendlich und kaum löschbaren Durst.
Im Verlauf des Tages kamen wir beide auf je knapp vier Liter und mussten zwei Mal neues Wasser kaufen gehen.

Am späten Nachmittag gab es einen kleinen Powernap im Zimmer, welches wir bezogen und gingen später nochmals in das kleine Dörfchen (welches quasi aus nur einer Strasse besteht) um etwas spazieren zu gehen.

Grossen Hunger hatten wir, oh Wunder nicht mehr, trotzdem wussten wir, essen wir jetzt nichts, haben wir um 22 Uhr Hunger…
Also ins nächste Lokal und hier ein fabelhaftes Beispiel wie man kommuniziert, wenn auch mit Händen und Füssen nichts klappt: Google Translate!

Sie bot uns gerne einen Tisch an, wir bestellten und sie bestellte unser bestelltes Essen bei einem anderen Restaurant neben an.

Dieser brachte wenig später auch unser Essen, kassierte direkt ein und wir lächelten ein bisschen.
Denn die gute Dame hatte mit uns keinen Verdienst, im Gegenteil. Wir besetzten einen ihrer Tische, nutzten ihre Stäbchen, ihre Soyasauce und ihren Ventilator, während sie gar nichts dafür bekam.
Aber das ist die vietnamesische Gastfreundschaft, wie wir lernen durften.

Die ersten 80 Kilometer lagen hinter uns und wir waren jetzt schon mehr als zufrieden mit der Entscheidung, den Weg nach Hà Giang auf uns zu nehmen.


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