Abreisetag


„An kleinen Dingen muss man sich nicht stossen, wenn man zu grossen auf dem Weg ist.“

Friedrich von Schiller

Es passierte gar nichts spektakuläres am Morgen, ausser das wir uns mit den letzten 20’000 Rupiah eigentlich einen Kaffee holen wollten welchen wir jedoch an zwei verschiedenen Minimarkts nicht bekamen und daher Fertig-Schüttel-Kaffee mit sehr viel Zucker kauften. (Marco war happy, er durfte nämlich meinen auch noch haben nachdem ich ihn für nicht gut bewertete.)

Pünktlich um 12.55 Uhr holte unser Fahrer uns ab und brachte uns zuverlässig an den Flughafen. Für diese guten 20 Kilometer brauchten wir über eine Stunde…
Nach kurzer Wartezeit konnten wir dann einchecken, hatten erneut das grosse Los gezogen und sitzten ohne Sitzplatzreservation zusammen und dann auch noch am Fenster und machten uns auf in die Lounge.
Diese war gar nicht mal so gut. Aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.😉

Wir telefonierten noch kurz mit meiner Mama zwecks des Mietvertrages um diesen unterschreiben zu können und assen Salat und ein wenig Gebäck.
Eigentlich freuten wir uns riesig auf ein letztes Mal Mie Goreng oder Nasi Goreng. Aber dies gabs leider nicht.
Satt sind wir trotzdem geworden und froh über das Angebot auch. Denn wir hatten weder ein Frühstück, noch haben wir auf unserem fünf Stunden Flug eine Verpflegung.
So nahmen wir auch die Wasserflaschen von der Lounge mit ins Flugzeug und waren ziemlich froh, ab und an etwas trinken zu können ohne horrende Kosten zu tragen.

Im übrigen durften wir wieder als erstes ins Flugzeug steigen und obwohl das Gate relativ leer aussah, war das Flugzeug komplett voll.
Hinter uns direkt zwei Vietnamesinnen im gehobenen Alter welche non stop rum schrieen, sich an unsere Sitzen festkrallten und sich hoch zogen daran, über mehrere Reihen hinweg irgendwelchen anderen Leuten zuriefen und durchweg laut husteten.
Ich reagierte schnell und fragte das Boardpersonal, ob wir eine Maske bekommen könnten. Zwar haben wir in unserem Handgepäck je eine Reservemaske, aber die wollen wir uns für den Notfall auheben. 😁
Zustimmend schaute er uns an, meinte das wir sicher eine kriegen können bei diesem gehuste und brachte uns zwei FFP2 Masken, mit welchen wir die gesamte Zeit da sassen und die fünf Stunden irgendwie rum brachten.

Während wir noch auf das Startsignal warteten, schaute Marco aus dem Fenster und zeigte mir aktuell 6 wartende Flugzeuge hinter uns, welche auch starten wollten. (Es gibt nur eine Lande- und Startbahn in Bali)
Irgendwie schockierend zu sehen, in welchem Andrang hier die Flugzeuge landen und starten. In der Zeit während wir warteten, landeten drei Flugzeuge.
Aber irgendwoher müssen ja auch die ganzen Touristen kommen.

ich glaube man erkennt es nicht so gut, aber da steht eine grosse Schlange an Flugzeugen

Die Zeit wollte gefühlt nicht umgehen. Trotz Switch, Laptoparbeit, Sudoku und Gesprächen miteinander, Comedymänner auf den Ohren oder einfach raus schauen…

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen…

Eine Kollegin aus dem Krankenhaus zelebrierte eines Jahres Ramadan und meinte mal zu mir, dass in dieser Zeit, gefühlt die Tage nicht durchgehen. Das Essen macht so einen grossen Teil von der Zeit aus und ohne Essen kann eine Mittagspause richtig lang sein.
Irgendwie musste ich an sie denken, denn so ohne Service fehlt irgendwie die Unterhaltung. Mit Essen ist man wenigstens beschäftigt, wartet darauf, dass man es erhält und aufs abräumen danach. Kann dem immer gleichen zuschauen: sobald abgeräumt wird, stehen immer mindestens zehn Leute auf, die aufs Klo müssen, während dem der Servicewagen noch mitten im Flur steht, anstatt zu warten, bis dieser durch ist…

Auch noch spannend: die etwas jüngere Dame neben mir begann auf ihrem Handy Fotos zu löschen die sie mit wahrscheinlich ihrem Freund zeigte.
Danach öffnete sie die Notizenapp und korrigierte ihren langen Text, schrieb Dinge dazu, löschte sie wieder und begann etwas zu schniefen.
(sie hielt protestant ihr Handy zu mir rüber, als würde sie es mir schon fast zeigen wollen)
Fazit ihres langen Textes: sie trennt sich von ihrem daheim geblieben Freund, sei nun auf dem Weg in den Vietnam und wird nicht wie geplant nächste Woche nach Hause kommen.
Sie hätte sich verändert in der Zeit in Bali und sähe keine gemeinsame Zukunft mehr.

Kann jeder machen wie er möchte, es gibt sicher sanftere und bessere Methoden wie via WhatsApp Schluss zu machen, aber ich leide irgendwie ein bisschen mit ihr. Sicherlich nicht einfach… vor allem nicht für ihn!
Und dies führt zu einer ziemlich guten Diskussion mit Marco, was die Reisezeit gefühlt etwas verkürzte.

Um 22.08 Uhr landeten wir etwas zu spät in Hanoi, gingen durch die ganzen Abläufe wie Immigration und Zoll und wurden danach auch schon von unserem organiserten Taxi abgeholt.
Dabei bekamen wir schon einen ersten Eindruck, wer hier die Hebel in der Hand hat, nämlich die Polizei.
Während der Immigration wurde Marco weg geschickt, es galt ‹one by one› und als er mich dann anschaute, aber einfach nichts sagte sonder immer wie böser guckte, fragte ich ihn, ob ich etwas machen oder zeigen müsse. Er murmelte etwas, was ich nicht verstand und bat ihn es zu wiederholen. Er schrie ‹maaaaask!!!›
Ja, da verstand ich dann auch, dass ich diese abziehen soll. Hätte man nett sagen können, aber halt nicht hier.
Wir müssen unbedingt noch ein Schmierportemonaie organisieren, denn wenn eines wohl fix ist: hier wird die Polizei geschmiert. Täglich, bei allem und jedem.
Sagen wir so: der erste Eindruck war jetzt nicht gerade der Beste…

Die Strassen sind dafür so auf den ersten Blick gut und was noch viel mehr auffiel: es fühlte sich für uns komplett falsch an, wie die hier fuhren. Stellt euch vor: das Lenkrad, die Fahrerseite war auf der LINKEN Seite. Die Autos auf der Gegenfahrbahn fuhren links an uns vorbei. Es fühlte sich definitiv falsch an und irgendwie erschreckte es uns, was sich in fünf Monaten in unser Hirn einbrannte, was wir doch zu Hause über zwanzig Jahren als normal lernten: Rechtsverkehr.

40 Minuten später waren wir in der Altstadt, unser Fahrer lud uns am Hotel ab und wir erhielten ein riesen Zimmer im siebten Stock.
Die Wände im Zimmer fühlten sich an wie eine Heizungswand.

Marcos Fazit: gefällt ihm viel besser hier als in Indonesien

In der Eile am Flughafen vergassen wir eine Simkarte zu kaufen und Geld abzuheben.
Eigentlich wusste ich durch Recherchen, dass du als Tourist am besten im Flughafen die SIM holst, da es in der Stadt schwierig wird, gerade auch wegen der Sprachbarriere. (Viele Vietnameser sprechen nicht gut Englisch.) Zudem haben die lokalen Geschäfte häufig keine Touristensimkarte und so Vertragsgebundenheit.

Daher fragten wir gleich beim einchecken, ob es hier in der Nähe einen ATM gibt. Der Rezeptionist meinte ganz locker, wir sollen hoch gehen, unser Gepäck ablegen und er würde uns später den Weg zeigen.
So gesagt, so gemacht und kurze Zeit später zeigte er uns auf der Karte die zwei nächsten ATM’s. In diesem Zug, auch weil er so gut Englisch sprach, fragten wir noch wo wir am besten eine SIM herbekommen und er verwies uns auf sein Schild. Günstiger als gelesen und mit deutlich besseren Konditionen dazu: hier im Hotel käuflich. PERFEKT!

Wir vereinbarten morgen eine zu kaufen und der Rezeptionist würde uns gleich helfen beim registrieren.
Und so zotteten wir zum ATM, welcher keine fünf Fussminuten vom Hotel lag.
Es war nach 23 Uhr als wir das Hotel verliessen und es fühlte sich weder gefährlich noch unwohl an.
Wir hoben 3 Millionen Dongs ab, liefen zum Supermarkt vis a vis der Strasse und kauften eine Flasche Wasser und gingen danach zum Restaurant an welchem wir beim Hinweg vorbei liefen und Marco sofort ansprach.

Nun sassen wir da, Marco wurde sofort in Beschlag genommen (es standen zeitweise zwei Damen neben ihm und berieten ihn), es wurde alles erklärt und mit google translate übersetzt. Am Schluss hatten wir zwei richtig gute Gerichte die uns sehr geschmeckt hatten und rund um uns herum waren nur lustige, teils etwas angeheiterte Locals, die den Freitagabend genossen.

Hanoi hat nun Hochsommer und Regenzeit. Dementsprechend eigentlich nicht so viel Tourismus und dies können wir uns auch gut erklären. Die letzten Tage war in Hanoi 40, 41 und 39 Grad. Die nächsten Tage soll es nicht anders aussehen und wir sind gespannt, wir dies aushalten werden. Um Mitternacht als wir das Hotel wieder erreichten, waren draussen noch knappe 33 Grad.
Sicher ist: früh aufstehen und in den Morgenstunden draussen sein um über den Mittagspeak drinnen Siesta machen zu können.


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