Sidemen


„Auf dem Weg zum Erfolg herrscht viel Stoss- und Gegenverkehr.“

Emil Baschnonga – Schweizer Schriftsteller

Früher als gestern essen wir bereits in strahlender Sonne auf unserem Balkon das leckere Frühstück.
Heute gibt es wieder eine leckere Fruchtschale und wir beide sind so glücklich darüber. Die Früchte schmecken einfach tausend mal besser, sind frisch und geschmacksvoller als unsere importierte Ananas zum Beispiel in der Schweiz.

Wir cremen uns dick mit 50er Sonnencreme von unten bis oben ein, werfen uns in unsere Badesachen und lassen bewusst das Badetuch zu Hause.
Etwa fünfzehn Minuten später sitzen wir auf dem Roller und stürzen uns ins Getümmel von Ubud-City.
Mein Gott, dieser Verkehr ist abartig.
Ihr könnt euch das nicht vorstellen, erlebt man es nicht selber.
Ich zitterte hinten während Marco uns gekonnt durch den Verkehr schlängelte. Immer wieder wird man überholt in waghalsigen Situationen und nicht selten sind es auch europäische Gesichter, die ohne Helm natürlich, die gefährlichsten Dinge tun.
Wir verstehen nun endgültig, warum man Roller-fahren für Touristen verbieten will. Denn nicht die Einheimischen machen es gefährlich, die kennen ihr System, kennen die Strassen und auch ihre Kommunikation während des Verkehrs ist besonders. All das, fehlt den Touristen natürlich und so sind wir es, die den Verkehr gefährden.

Für die 32 Kilometer benötigen wir laut Google Maps eine Stunde und zwei Minuten.
Erst nach der Halbzeit wird der Verkehr besser und wir können auch mal schneller als 30km/h fahren.

Ich muss nicht beschönigen, wie froh ich war, dass wir endlich (heil) angekommen waren. Auch für Marco war es anstrengend. Den Verkehr, die Huperei, meine Navigation und dann noch mein ‹Gerangge› auf dem Rücksitz ausgleichen.

Nichts desto trotz stiegen wir ab dem Roller, brauchten aber nach den tatsächlich fast 1,5 Stunden Fahrt einen Moment um wieder einigermassen normal gehen zu können.
Gefühlt hatten wir nun O-Beine und die kleine Treppe beim Eingang schien schon sehr schwierig zu bewältigen.

Wir bezahlten die Spendenbasierte-Eintrittsgebühr und machten uns auf den Weg nach oben.
Schnell schon sahen wir den ersten Naturpool auf der linken Seite. Und dann auch die steile, steile, lange Treppe. Von unten sah sie nicht mal so schlimm aus, aber die Treppenstufen hatten richtiges Kletterniveau und waren dementsprechend auch sehr hoch.

Dennoch war der Ausblick im Rücken, wie aber auch vorne atemberaubend schön.
Die Gegend hier ist bekannt für ihre naturbelassenen und untouristischen Reisfelder. Und so auch dieser Wasserfall hier.
Er fliesst steil den Hang hinunter und hat auf dieser Steile mehrere Naturpools errichtet, in welchen man baden kann.

Im Fall erahnten wir bereits die kleinen Pool-Nischen

Oben angekommen (einmal kreuzten wir den Wasserfall) gab es eine riesige Plattform mit gigantischer Aussicht auf lauter Grün und Reisterassen. Zusätzlich ein Restaurant, welches wir jedoch nicht testeten.
Wir gingen nach dem Foto weiter nach oben um auch das letzte Abschnittchen zu erkunden.

Dort angekommen erreichte uns nochmals einen Naturpool mit Aussicht.
Dieser war leider besetzt und so gingen wir wieder runter und setzten uns in den nächsten Pool, wo wir auch die Zeit verbrachten.

Ein Paar aus Hongkong setzte sich dazu und erzählte uns von der berühmten Wanderung hier in Bali.
Ich las davon schon einige Male und entschied mich (oder uns) dagegen.
Man wandert in einer Kolone mit täglich 600 anderne Toruisten die 600 Höhenmeter den Berg hoch und wartet auf den Sonnenaufgang.

Nach ungefähr zwei Stunden ging es weiter und ohne uns abzutrocknen warfen Marco sein Shirt über und ich schlüpfte in mein Kleid. (Spoiler: bis zu Hause waren wir wieder vollkommen trocken)
Marco schob den Roller etwa 50 Meter neben den Eingang der Wasserfall-Anlage um den mittlerweilen neuen Besuchern Platz zu machen. Zwar ist der Wasserfall eher unbekannt, auch weil er eher schlecht zu erreichen ist und es sicherlich andere ‹bessere› gibt.
In Ruhe schmierten wir uns erneut mit Sonnencreme ein (wir möchten unbedingt nicht so aussehen wie viele Touristen hier, komplett verbrannt und ungesund rot/braun) und wurden prompt von einer Rollerfahrerin angesprochen, wo denn dieser Wasserfall sei.
Wir drehten uns einmal um und zeigten ihr ein etwas lächelndes ‹dort› (auch hier wieder, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehn-Phänomen) und sie rauschte ohne ‹danke› und ‹tschüss› davon…

Unsere Fahrt ging weiter ins Backyard von Sidemen zu den unberührten Reisterrassen. Fasziniert fuhren wir hoch und runter, kreuzten eine grossen Fluss, hielten da und dort für Fotos und fuhren anschliessend durch ein grösseres Dörfchen, in welchem aktuell Schulaus war.
Die Kinder lachten und winkten uns freudig, riefen von ihren Rollern ‹hello› und ‹have a good day›.
Auch Erwachsene die wir kreuzten, sprachen mit uns, winkten uns und hatten Freude.
Genau das, was ich wirklich vermisste in Japan. Freundlichkeit, Offenheit und das Gefühl von Willkommenheit. Sicherlich muss man hier auch unterscheiden zwischen ‹Weissgesicht=Geldbringer› und dem Realen.

Das Wetter zog immer mehr zu und laut google Maps haben wir noch gut eine Stunde Heimweg vor uns.
Zudem hatten wir seit geraumer Zeit Lust auf ein Avocadobrot.

Die letzten 30 Minuten der Heimfahrt (für 5.2 Kilometer) waren katastrophal. Und gefühlt wollten sie nie wieder enden.
Da wir auf dem Weg kein passendes Kaffee fanden entschlossen wir das gegenüberliegende unserer Unterkunft zu besuchen und stellten dabei den Roller bei der Vermietung ab.

Im Kaffee teilten wir uns das Avocadobrot, wurden von einem älteren Holländer angesprochen und bestaunten diese Offenheit.

Das Gespräch lief ungefähr so ab:

Holländer: ‹hey du, ja du, was isst du da?›
Nicole: ‹eh ein Avocadobrot›
Holländer: ’schmeckt es denn?›
Nicole: ‹Ja, sehr.›
Holländer: ‹Also würdest du es empfehlen?›
Nicole: ‹Ja, ich würde es definitiv empfehlen.›
Holländer: ‹und das weisse da, was ist das oben drauf?›
Marco: ‹ein pochiertes Ei, respektive zwei.›
Holländer: ‹achso. und das Ei, schmeckt das auch?›
Marco: ‹defintiv.›
Holländer: ‹okay, wenn das so ist, sag ich der Bedienung einfach, ‹das selbe wie die da drüben›

Und genau so machte er es und zeigte dabei mit dem Zeigefinger auf uns.

Wir lächelten und als wir gingen und der Holländer mit seiner Frau am Avocadobrot essen war, grinsten wir uns an, rückbestätigten uns ob es ihm dann auch so schmecken würde wie uns und verabschiedeten uns voneinander.

Mit dem Roller gings danach nochmals ein Stück nordwärts um uns frisches Wasser und einen weiteren kleinen Snack zu holen.
Just waren wir zu Hause fing es sofort richtig heftig an zu gewittern und regnen und lies auch bis nach 19:30 Uhr nicht mehr nach.

So ging es dann im Regen die Strasse runter, nicht ganz bis ins Zentrum und setzten uns in einen Einheimischen Schuppen und assen was das Zeug hielt für so wenig Geld.
Marco hatte ein Huhn mit viel frischen Zwiebeln, gemeinsam teilten wir uns Veggifrühlingsrollen und Tempeh/Tofu-Spiesse und ich ass noch Gado-Gado dazu.
Wie hier üblich wiederholt die Servicekraft nochmals die Bestellung und als wir nach dem ersten Wort nichts mehr verstanden, sie plötzlich anfing zu lachen und sich mehrmals entschuldigte, verstanden wir erst, dass sie uns gerade die gesamte Bestellung auf indonesisch vorlas. Sie fragte uns woher wir kommen und meinte dann nur ‹different, different›.

Auch der Abschied nach dem leckeren Essen war herzlich und lieb und anders zu den grossen Restaurants, wird hier weder eine Taxe noch eine Servicepauschale berechnet.
Marco und ich hatten schon zu Beginn abgemacht, dass wenn möglich wir eher die lokalen, kleinen Geschäfte unterstützen, diese aber auch in den Genuss des Trinkgeldes kommen sollen.
Und gerade heute, sahen wir ihr an, wie happy sie war, als wir sie fragten, ob im Preis eine Taxe oder Trinkgeld inkludiert sei, sie verneinte und wir ihr etwas dazu gaben.

Zu Hause angekommen waren wir bereits ein zweites Mal geduscht und irgendwie war komische Stimmung.
Marco hats erwischt und bekannte sich zum Reiseblues.
Ich hingegen war irgendwo zwischen ‹ist das noch reisen oder gefühlt nur Urlaub› und so entwickelte sich ein langes Gespräch, bis wir einschliefen.


2 Antworten zu “Sidemen”

  1. Wie wunderschön diese Landschaft ist. So viel verschiedenes grün und der unglaubliche blaue Himmel.Urs ist sehr angetan von den Bildern und es packt ihn etwas Reiselust🤗🤗🤗👍

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