Kanazawa und der Vogelangriff


‹Weisch was so schön isch mit dir? – Mer verstöhnd üs blind und send beidi genau glichi Spinner.›

Boma

Wir schlafen immer wieder ein obwohl es schon gegen Mittag geht.
Draussen sind knackige 11 Grad, es regnet wie verrückt und die Nacht war bescheiden. Kalt und laut, kurz zusammen gefasst.

Irgendwann schaffen wir es dann doch noch aus dem Bett und spazieren los in Richtung Burg von Kanazawa.
Dort gab es ein Lunch auf einer Holz-Plattform.

Als wir uns setzten und Marco in sein Brötchen biss, schreckte er zurück und liess sein Brötchen fallen.
Laut seinen Erzählungen flog ein riesiger Vogel soooo nahe an ihm vorbei, fast schon direkt in ihn. (Ich sass daneben, empfand es jedoch nicht ganz so nahe wie Marco.)

Wir assen weiter als der Vogel immer wieder über uns kreiste und mit seiner riesen Flügelspannweite immer wieder in den Angriffsflug wechselte.
Ja, und dann kam es soweit wie es kommen musste:

Marco wurde von dem Wildling angegriffen. Der Vogel riss Marco förmlich sein Brötchen aus der Hand und hinterliess einzig zwei Kratzspuren auf Marcos Handrücken.

Die Beweisssicherung
der freche Vogel bekam nicht genug von Marcos Nähe (die Grösse von ihm kommt leider nicht so gut zur Geltung)

Die Leute um uns schauten genau so schockiert wie wir selber.
Und nun lag es an mir zuzugestehen, dass der freche Vogel von Anfang an dazu bereit war.
Uns ist die Lust aufs Essen vergangen und so schlenderten wir weiter durch die Burg und genossen die regenfreie Zeit.


Denn keine paar Minuten später liess es so runter, dass wir uns immer wieder unter Unterstände von Häusern, Picknickstellen und Co stellten um unsere Jacken und Rucksack zu schonen vor all zu grosser Nässe.

innerhalb kurzer Zeit bildeten sich Pfützen

Wir fühlten uns etwas eingeschränkt. Zu Hause bei John ist es zwar nett und gut, aber mehr als im Bett liegen können wir dort auch nicht, draussen regnet es wie verrückt und schon wieder in ein Kaffee fühlten wir auch nicht wirklich.
Für ein Museum hatten wir nicht genug Interesse/Geduld und das erste Mal kam so ein Wunsch wie ein eigenes Wohnzimmer auf, bei welchem man sich auf die Couch mümmeln kann und eine gute Folge auf Netflix schauen würde bei diesem Wetter.

Wir haben gestern schon angetönt, dass wir nach einer Bürgschaft gefragt haben. Denn lustigerweise sind wir auf einer Wohnungsplattform beim reinen schmöckern auf eine Wohnung gestossen, die uns per se mal zugesagt hat. Für mehr Informationen musste man eine Kurzbewerbung schreiben, was wir auch eines nachts in Nagoya machten.
Ich glaube die Beschäftigung mit einem eigenen Zuhause fördert so Gefühle umso mehr, gerade wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht.
Und vielleicht kommt noch zu dem Ganzen hinzu, dass wir uns in Japan nie ganz so wohl fühlten.
Marco sagte letztens, es sei das erste Land auf Weltreise, welches er gerne früher verlassen würde. Ja, und so geht es mir leider auch.
Vielleicht nie ganz so angekommen wie gewünscht, vielleicht mehr erhofft und vorgeschwärmt bekommen als wir es erlebt haben, vielleicht erdrückt von den Menschenmassen und die Orte welche wir besuchten sehr eintönig/wiederholend sind. Die Essenssuche ist gerade für mich sehr, sehr schwierig und wir sehnen uns nach gesundem Essen. Gerade Salat, Gemüse und Früchte sind hier sehr beschränkt zu erhalten. Und einen geschälten, vorgeschnittenen Apfel in abgepackter Plastikfolie für viel Geld kaufen wir einfach aus Prinzip nicht.
Es gäbe Möglichkeiten, aber nicht so wie wir es uns wünschen würden.

Aber zurück zu unserem Tag:

Unsere Schuhe, Jacken und der Rucksack waren durchnässt und wir brauchten sowieso beide (einmal mehr) neue Schuhe.
So gingen wir den Weg in die Tokyo Mall und wurden tatsächlich beim ABC Market fündig.

Marco verliebte sich in Asics Schuhe welche ein deutlich besseres Profil aufwiesen und ihn mal nicht so krass nach innen knicken lassen.
Ich tat mich ehrlich gesagt schwer, hatte Lust auf neue Vans oder Cons, aber sah irgendwie nicht ein, viel Geld für Schuhe auszugeben die gerade bei uns täglich in Gebraucht sind und so einfach leiden…
Als wir beide dann doch schneller fündig wurden und zur Kasse gingen, fragte der Verkäufer nach unseren Pässen um so um die Tax zu kommen.
Wir haben die Pässe sonst IMMER dabei, nur heute nicht, da wir sie gestern zum einchecken bei John aus dem Rucksack nahmen und heute dachten, dass sie nicht nass werden, zu Hause zu lassen. LOTTO!

Wir fragten, was die Preisdifferenz sei und diese betrug etwas mehr als 7 sFr.
Ohne zu sprechen, ein Blick genügte einander, fragten wir um die Schuhe zu reservieren und versprachen in spätestens einer Stunde zurück zu sein.

Im noch immer starken Regen liefen wir zwei Kilometer zu unserer Unterkunft um dort unsere Pässe zu holen.
John fing uns ab und fragte interessiert, was wir denn täten bei dem regen…
Wir erklärten ihm alles, er lieh uns Regenschirme und nun ging es wieder zwei Kilometer zurück zur Mall. (John sagte uns noch, dass es 7 Gehminuten von seinem Haus den selben Shop gab, jänu…)
In der Mall kamen wir ‹plötsch nass› an, bezahlten die Schuhe und liefen die zwei Kilometer wieder zurück nach Hause.

Wir waren komplett durchnässt und hängten die Kleidung im Zimmer auf um zu trocknen.

Am Abend suchten wir noch etwas zu Essen und wurden im Bahnhofsviertel fündig.
Einmal mehr ein sogenanntes Set-Essen via Tablet am Tisch bestellt. Und das Highlight: es gab SALAT!

Marco ass eine Schweinefleisch-Zwiebel-Pfanne mit Reis und natürlich auch Salat

Am Abend spät kamen wir nach Hause und hatten eine nette Mail im Postfach.
Die erste Prüfung war erfolgreich und wir dürfen uns gerne für sämtliche Unterlagen melden bei Adresse XY für die Wohnung.
Zudem stimmte der Herr auch einem späteren Einzug zu, würde sonst alles passen.

Nun sind wir gespannt auf die Unterlagen, Marco simmulierte schon etwas an der Wohnung und wir träumten schon ein bisschen vor uns hin.


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