Schiffstag 4+5


Ein Schiff im Hafen ist sicher, doch dafür werden Schiffe nicht gebaut.

John Augustus Shedd

Freitagmorgen, das selbe Spiel wie immer. Der Ausruf des Kapitäns weckt uns. Da wir heute einen Seetag haben, beeilen wir uns nicht und bleiben noch etwas liegen. In aller Ruhe standen wir auf und gingen ein letztes Mal Frühstücken. Wir können ehrlich sagen, dass wir keinen Toast mehr sehen können. Es fehlen uns einfach jegliche Vitamine und Ballaststoffe. Wir träumen laut gemeinsam, dass wir dann im Camper gesund kochen werden, gehen jegliche Lieblingsgerichte von uns beiden durch und überlegen, wie wir vor allem das Frühstück nahrhafter gestalten können.

Wir treiben uns heute den ganzen Tag immer wieder draussen herum, in der Aft-Lounge, gehen duschen und waschen nochmals Wäsche. (Muss man ja ausnutzen, wenn es gratis ist 🙂 ) Und wir wollen vor allen Dingen unbedingt eines: Frau und Herr Unbenannt aus dem Weg gehen.
Wie sich heraus stellt leider UNMÖGLICH!
So geht man aus der Lounge raus um nochmals die atemberaubende Landschaft zu genissen und läuft Max direkt in die Arme. Lotto!
Eine Stunde später kann man sich irgendwie aus dem Gespräch manövrieren und gegen 12 Uhr beschliessen wir, dass es Zeit ist für einen Mittagsnuck. So verschwinden wir in unser Roomette und tauchten erst gegen 14 Uhr wieder auf.

Nicole las ihr zweites Buch fertig, Marco schnitt das Video von der Schiffszeit nochmals neu, da wir noch weiteres Bildmaterial hatten. Dazwischen ergaben sich wieder Gespräche mit Familie Unbenannt. Max hat aktuell starke Schmerzen an seinem Fuss. Da wir von Alaskas Freundlichkeit viel mitgenommen haben, halfen wir auch Max mit diversen Medikamenten für seine akuten Schmerzen aus. (Er dankte uns am nächsten Tag, sie hätten tatsächlich sehr geholfen.)

Gegen den Abend begaben wir uns erneut an die Reling und beobachteten einen riesen Schwarm an Delfinen, welche am Schiff entlang dem Sonnenuntergang schwammen.
Wir hatten schon absolutes Glück und sahen am Nachmittag einen Orkawal. So eindrücklich und leider kaum auf einem Foto festhaltbar. Die Tiere bewegen sich so schnell, sehen auf dem Foto aus wie kleine Stecknadeln und so entschliesst man sich, den Moment einfach mit den Augen zu geniessen und ins Herz anstatt auf einer Speicherkarte abzuspeichern.

Seit gestern Abend wissen wir nun, dass jeweils nach unserem Abendessen um circa 20:30 Uhr frische Zimtschnecken gebacken werden. Gestern teilten wir uns brüderlich einen und als uns heute nochmals den Gusto überkam, holten wir uns gleich zwei. Lisa, die Bäckerin des Schiffes hatte ziemlich Freude uns lies uns wieder auswählen, welches frisch gebackene Teil wir möchten.
Wir unterhielten uns einen Moment, fragten Lisa aus, wie es ist auf einem Schiff zu arbeiten, wie die Arbeitszeiten aussähen und wie sich dies vereinbaren lässt mit ihrer Familie.

Nach einem letzten fantastischen Abendessen begaben wir uns in die Kabine, schauten unsere Serie weiter und packten nebenbei bereits unsere Rucksäcke.
Früher als sonst gingen wir schlafen, da wir am nächsten Morgen um 7 Uhr respektive 8 Uhr in Bellingham ankommen sollten.

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Tag 5 und die Ankunft in Bellingham war ziemlich unspektakulär. Irgendwie merkt man die Stunde Zeitverschiebung nicht und trotzdem waren wir ziemlich müde.

Wir packten morgens früh fertig und begaben uns zur Schiffsrezeption. Dort gaben wir die Schlüssel ab, Frau Unbeannt verabschiedete sich mit einer dicken Umarmung von uns und so trotteten wir um 8:15 Uhr ab dem Schiff in Richtung Bushaltestelle.
Was wir ergoogled hatten, wie wir nach Everett kommen stimmte wohl wochentags. Da jedoch Samstagmorgens war, standen wir da und warteten vergebens auf dem Bus. Samstag fährt nämlich kein Bus nach Everett von Bellingham. Zumindest keine öffentliche Verkehrsmittel.
Zum Glück gab es im Bahnhof gratis Wlan womit wir uns dann mit einer Art von Flixbus ein Ticket nach Everett kauften.
Dieser Greyhoundbus brachte uns zum Bahnhof Everett und von dort stiegen wir in den öffentlichen Bus nach Lynnwood zu unserem Hotel.

Schon als wir aus dem Schiff ausstiegen wurde uns schnell klar, wie schwierig das atmen hier ist. Die aktuellen Waldbrände machen dem Land zu schaffen. Alles sieht ein wenig nach Saharastaub in der Schweiz aus. Die Weite liegt in einem unangenehmen Nebel. Die Sonne brennt rötlich am Himmel.

Nach einer eindrücklichen Busfahrt nach Lynnwood und einem kurzen Marsch zu unserem Hotel waren wir platt.
Was wir in den letzten Minuten an Armut, Amerika-pur und Anstrengung erlebten gibt uns beiden zu denken.
An den Bushaltestellen wir in den Einkaufswagen gekocht, es wir auf den Bänken der Bushaltestellen geschlafen und Drogen konsuminiert.
Willkommen in der USA nach Corona.

Im Hotel angekommen können wir zwar noch nicht einchecken, da das Zimmer noch nicht fertig sei, können jedoch das Gepäck hier lassen und gegen 14 Uhr wieder kommen.
Wir entschliessen uns auf die andere Seite der Stadt zu laufen und uns auf die Suche nach Essen zu machen. Schliesslich hatten wir heute noch gar nichts und müssen auch noch fürs Abendessen heute Abend etwas organisieren. Denn wir beide sind uns einig, dass wir in dieser Gegend nach Eindunkeln nicht mehr raus möchten. Zu sehr sind wir geschockt von den Eindrücken alleine am Tag.
Auch müssen wir uns noch um unser Internetproblem kümmern.

Nach circa 25 Minuten gelangen wir zu einem Mexikaner. Marco isst einen grossen Burrito mit Beef und Nicole einen Salat mit Scampies. Ach was geniessen wir das gratis Wasser in den Restaurants von Amerika. An das könnten wir uns glatt gewöhnen.
Als wir das Restaurant verliessen gingen wir weiter zu einem Safeway. Marco versuchte via Chat unsere Simkarte mit Datenvolumen zum laufen zu bringen. Dies funktionierte leider auch nach über einer Stunde nicht, womit wir dann aufgaben und doch eine Karte mit Datenvolumen vor Ort im Supermarkt kauften. (Mit diesem schreiben wir auch aktuell die Beiträge und navigieren uns von Spot zu Spot.)

Wir erhielten während es Einkauf eine Warnmeldung auf unser Handy. Der Staat sendet jedem Handynutzer eine automatisierte Meldung, dass irgendwo ein Brand in deiner Nähe sei und wie du dich zu verhalten hast. Knappe 10 Minuten später folgte dann die Entwarnung, dass es nur ein Fehlalarm sei.
Es ist schon eindrücklich, wie hier in der USA alles funktioniert.

Mit einem Znacht im Rucksack begaben wir uns auf den Weg zurück zum Hotel. Wir bemerkten langsam den Wärmeunterschied. So war Marco schon fast im Shirt zu warm in der Nachmittagssonne zu gehen. Man unterschätzt den Unterschied von 14 Grad mit Wind zu 26 Grad drückende Sonne.

Im Hotel angekommen bezogen wir unser riesen Zimmer (wir erhielten ein kostenfreies Upgrade) und widmeten uns dem Foto sicheren, den morgigen Tag in Seattle planen und Verbindungen raus suchen sowie dem Simkarteneinrichten.
Schwupps war auch schon Zeit um Znacht zu essen. Irgendwie realisiert man nicht, wie schnell die Zeit verfliegt bei solchen Dingen. Sie können Stunden verfressen.

Deutlich nach halb ein nachts begaben wir uns zum schlafen in das riesige amerikanische Bett. Wir hätten gemeinsam locker drei Mal drin Platz gehabt.
Der Wecker war gestellt und wir freuten uns auf den Tag in Seattle.


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