‹Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit…›
Edgar Ott, Das Dschungelbuch
Wir waren noch bis nach 1:30 Uhr wach, da Marco einen neuen Auftrag erhalten hat und wir uns gemeinsam überlegten, was er wohl gemeint hat.
Zudem hatte Bella einen kompletten Schaden und bellte um Aufmerksamkeit.
Es war wie mit einem Kleinkind.
Sie bellte und ich kam, war ich da, war alles gut und sie wollte unbedingt ins Haus.
Lies ich das Licht etwas brennen, war es für den kurzen Moment gut. Aber nach weiteren zehn vergangenen Minuten fing das Gebell wieder an.
Zudem winselte sie extrem, was sie davor nicht so zeigte.
Wir machten uns Sorgen, ob sie Schmerzen hätte. Aber war sie wieder bei uns im Haus, legte sie sich hin und schlief friedlich als wäre nichts gewesen.
So gab ich nach dem 4ten Mal aufstehen, Gassi gehen und nachschauen auf und blieb hart.
Nach 30 Minuten bellen, kurzer Pause und nochmals 3,4x Gebell war Ruhe.
Am Morgen erwarteten wir eigentlich von ihr geweckt zu werden. Aber nichts.
Wir waren schon etwas in Sorge, ob sie wohl gestorben ist und wir sie gestern einfach ignorierten.
Aber just stand ich in der Küche und machte Wasser für den Kaffee warm, begann das Bellen von Neuem.
Ich öffnete ihr das Garagentor aus der Küche und ging in dieser Zeit rüber zu ihr um sie zu füttern.
Da sie in dieser Zeit gerade abgelenkt ist, leinte ich sie an und so hatte Bella keine andere Wahl, als mit mir am frühen Morgen bei starkem Regen spazieren zu gehen.
Die vorbeifahrenden Autos schauten sicherlich komisch. So war ich in FlipFlops, kurzen Pyjamahosen und Regenjacke mit einem bockigen Hund unterwegs, der sich alle paar Sekunden schüttelte.
Nach guten 15 Minuten kehrten wir zurück, Marco hatte in dieser Zeit den ersten Kaffee getrunken und dem Typen vom Auftrag zurück geschrieben und Bella war das erste Mal schon wieder müde und am schlafen.
Da ich komplett nass war und das Haus (wie eigentlich alle hier in Neuseeland) nicht wirklich eine Heizung besitzt (dieses hier hat wenigstens Radiatoren, aber die sind ohne Dreher) wirklich kalt hatte, kuschelte ich mich auch nochmals zu Marco ins Bett und studierte das Wetter.
Richtige Prokastination vor meiner gestrig erstellten Liste.
Wir wussten ja schon seit einer Woche, dass es heute ununterbrochen regenen würde.
In der Auffahrt staute sich schon das Wasser und wir hatten einen gefluteten Gehweg.
Als es sogar unter der Decke kalt wurde, zügelten wir ins Wohnzimmer, stellten die Klimaanlage auf 30 Grad und hatten schon fast Tropicanatemperaturen.
#placetobe für die nächsten Stunden.
In diesen klemmten wir uns wirklich hinter unsere To Do’s, Marco an seinem Auftrag und ich stellte meine Lohnabrechnung für den Turnverein und machte dort den Semesterabschluss.
Es gibt einem schon ein gutes Gefühl, wenn nicht nur Geld vom Konto weg geht sonder nun auch schwarz auf weiss Geld wieder rein kommt für die doch auch geleistete Arbeit.
Die Stunden vergingen, Bella wurde zunehmend wieder wacher und da es draussen immer noch aus Eimern schüttete, lief ich Rundlauf mit ihr durchs ganze Haus.
Nach fünf Runden weigerte sie sich mitzukommen und legte sich wieder schlafen.
Am Nachmittag planten wir Neuseeland fertig und begaben uns auf Unterkunftsuche.
Gar nicht so einfach hier unten im Süden. A) Hauptsaison und alle Reisenden vom Norden sind nun auch hier unten und B) die Unterkünfte sind einfach per se schon teurer und durch die hohe Nachfrage noch teurer und wir einfach zu spät.
Es ist ein komisches Gefühl nun Neuseeland einfach ‹fertig› geplant zu haben.
Das reisen hier ist wahnsinnig entspannt und so leicht.
Bernadette leuchtet ja seit vor dem Heliflug nicht mehr und bringt uns auch trotz leuchtender Lampe noch immer sicher von A nach B.
Wir werden das ganze hier sicherlich vermissen. Und wahrscheinlich auch irgendwann nochmals her kommen. Es gibt so viele Orte, die wir noch einmal sehen möchten und wie Marco immer wieder betont: es ist nicht nötig, sich einen Tagesplan zu machen, denn an jeder Ecke lauert etwas zum anschauen/bewandern/entdecken.
Punkt 17 Uhr meldete sich die Prinzessin auch wieder und da sie erneut komplett ‹ausrastete› mit Bellen und so aktiv sein wie lange nicht mehr, erhielt sie Futter, wir leinten sie während dessen an und los ging der Spaziergang.
Diesen nochmals deutlich länger als gestern und heute Morgen und als sie dann auch nach der Rückkehr angeleint blieb und mit mir Fische füttern kommen musste, zeigte sie deutlich, dass sie keine Lust mehr hat.
Als ich sie dann noch mit nach vorne zur Strasse nehmen wollte um die Tonne nach vorne zu bringen, setzte sie sich hin und versuchte das Halsband abzuschütteln.
Dem Frieden zu liebe leinte ich sie ab und brachte die Tonne alleine nach vorne.
Als ich zurück kam, berichtete Marco, dass sie ihm nach drinnen folgte und sich wie ein Sack Reis fallen lies und seither schläft.
Diesem Hund fehlt es definitiv an Beschäftigung und auch glauben wir, dass sie KD hat.
Diese kognitive Dysfunktion zeigt sich ähnlich wie beim Menschen mit Alzheimer.
Beginnend mit ständigem betteln nach Futter, ziellosem umherwandern, schläft mehr tagsüber, bellt oft ohne ersichtlichen Grund, ständig wiederholende Gesten wie ihr ständiges ablecken der Pfoten, Tremor und ihre Ausscheidungen müssen nicht zwingend auf Rasenfläche sein sonder eher auf dem Kiesweg, da dieser näher ist.
Wir sind ehrlich gesagt oft etwas ängstlich ihr gegenüber, gerade wenn sie in so einer bell-Attacke ist.
Hätten wir sie so kennen gelernt, wären wir definitiv nochmals über die Bücher gegangen, ob wir das möchten.
Auch hätten wir gezielter nachgefragt ob Bella denn beisst oder wann wir besonders vorsichtig sein müssen.
Auch sind wir der Meinung, dass mit uns ehrlicher hätte umgegangen werden müssen.
Brav erzogen ist für mich und meine Kenntnisse mit einer Hundeerziehung etwas anderes.
Meine Angst vor bellenden, grossen oder auf mich zukommende oder einengenden Hunden ist nicht unbegründet. So gab es auch schon die eine oder andere Situation, dass ich auf dem Stuhl, etc. stand und Marco um Hilfe rief.
Hätten wir Bella so kennen gelernt, dann hätten mich keine 10 Pferde hier hin gebracht.
Tatsächlich habe ich auch schon überlegt Lynn zu schreiben, dass sie Bella von ihrer Freundin abholen lassen soll.
Aber nachdem wir die Tabletten (von denen Lynn uns nichts gesagt hat) wieder begonnen haben und wir Bella wirklich an ihre körperliche Grenzen bringen und bei Anfällen ihr einfach geben, was sie will, ist es eingermassen erträglich.
Lynn hat vor ihrer Abreise das Futter gekürzt. Für einen Hund der seit 13 Jahren an sein Frauchen und Herrchen gebunden ist, zuerst noch eine Nacht zu einer Freundin verfrachtet wird, taub und alt ist und dann noch zwei Fremde in ihrem Reich hat die zwangsläufig anders mit ihr umgehen ist das einfach Stress pur.
Dann setzt man von heute auf morgen einfach ihre Anti-Juckreiz-Tabletten ab und sie kommt mit ihren Pfoten einfach nicht mehr an alle Stellen beim kratzen. Ein selbst gemachtes Theater.
Die Tage werden hier definitiv gezählt.
Der Abend verging, wir essen dem Wetter nach Suppe und Bohnen in Tomatensauce und schauen am Abend nach dem Sport noch einen Film.
Morgen soll es nochmals fast durchgehend regnen und dann wollen wir uns an die Reiseplanung des übernächsten Landes begeben, da wir im nächsten Land sehr wahrscheinlich kein (gutes) Internet haben werden.