Tongariro Nationalpark und das Alpine Crossing


„TU WAS DU WILLST  –  ABER NICHT, WEIL DU MUSST.”

Buddha

6.00 Uhr, der Wecker klingelt.
Schon nach kurzer Zeit waren wir angezogen und ready für den ersten Kaffee.
Auf dem Weg zur Küche laufen wir durch die Kletterhalle des Hostels und zack, war es passiert. Nicole in den Fängen einer komplett durchgedrehten Frau die mit einem aufgeschürften Knie vor mir stand.

Marco bekam von dem allem gar nichts mit, war wohl noch etwas am schlafen und lief einfach weiter Richtung Küche und roch wohl schon den Kaffee vor seinem geistlichen Auge. 😂😉

Die Frau (schätzungweise so 35 aufwärts) sprach ununterbrochen, erzählte was, dass sie in der Nacht wandern/klettern war und sie nun schon über 2 Stunden einen erste Hilfe Koffer suchen würde um ihr Knie verarzten zu können.
In der ‹Dummheit› nahm ich sie mit zu unserem Zimmer und gab ihr Desinfektionstupfer und Pflaster.
Weiter sprach sie ununterbrochen wirres Zeugs, fragte mich, ob ich an den Himmel und die Hölle glaube. Sie würde seit 5 Monaten um mehr Himmel beten, da sie so viele schlechte Dinge in ihrem Leben getan hätte, die sie wahrscheinlich auf direktem Wege in die Hölle katapultieren würde und ob ich an die Wiedergeburt glaube, sie denke, sie wäre bereits einmal hier auf dieser Welt gewesen, aber nicht als Mensch sondern als Tier oder Stein (??)…
Des weiteren fragte sie mich, woher wir kommen, was wir hier machen und was ich von Beruf sei.
Sie erzählte mir dann in Gegenzug, dass sie Neuseeländerin sei und nur schlechte Dinge in ihrem Leben gemacht hätte und das schlechte in ihr schlummere.

Ja, und dann hatte sie mich. Ich war irgendwie komplett überfordert, dachte mir, dass mit ihr etwas nicht stimme und sie vielleicht auf den Kopf gefallen ist und nun Folgen davon spüre oder einen Schock hätte.
Oder ob sie psychisch krank sei und daher die Geschichten kamen.

Die Fragen beschäftigen mich noch heute, aber gesehen habe ich sie nur noch einmal am selben Morgen. Sie stand hinter mir an der Rezeption, als ich den Rezeptionist informierte, dass diese Dame wirres Zeug erzählt und nicht ganz bei sich wirkt. Dies wurde von der Rezeption als bekannt abgestempelt.

Nun gut, zurück zum eigentlichen Wanderbericht:

Um 7 Uhr standen wir bereit vor dem Hostel und warteten (mit ungefähr 20 anderen Wanderer) auf unseren gebuchten Shuttel, welcher 15 Minuten zu spät kam.
Dieser brachte uns zum Startpunkt des Alpine Crossing und erzählte uns auf dem 20 minütigen Weg ein paar Details über den Berg, die Wanderung, wo wir am besten Lunchpause machen sollten und wo auf die Toilette gehen sollten.

20 Kilometer und knappe 900 Höhenmeter standen uns bevor. Laut Infotafeln sollte das in 6,5-8,5 Stunden machbar sein.
Die ersten 8 Kilometer seien am anstrengendsten und gehe ununterbrochen aufwärts.
Danach käme einen kurzen ‹Holländerteil›, da es ungefähr 10 Minuten nur gerade aus ginge bis der letzte Anstieg vor den drei Seen vor dir liegt.

Wir starteten, wie ungefähr weitere 80 Menschen die gerade mit mehreren Bussen zum Startpunkt gebracht wurden und regten uns nach kürzester Zeit schon auf, da wir zwischen mehreren Schweizer und Deutschen eingepfercht waren.
Bald schon stellten wir uns auf die Seite und liessen die meisten Leute passieren um unsere Ruhe zu haben.

Der erste Spot waren die Soda Springs die wir nur aus der Ferne betrachteten.
Ab da teilten sich die Leute auch. Einige nahmen die Abzweigung um noch näher an diese heran zu kommen, andere gingen auf die Stelltoiletten und der mehrheitliche Rest lief unbeeindruckt weiter.

Die ersten zwei Kilometer waren dann auch schnell geschafft. Wir liefen auf einem künstlichen Holzsteg, neben uns altes Lava und Vulkanwand.
Ab da gings dann auch Berg auf.
Und da merkten wir auch die 4,5 Liter Wasser, das zu viele Essen und die mangelnde Bewegung der letzten Zeit…(und vielleicht das eine oder andere zugenommene Kilo)

Es war anstrengend und die Teufelstreppe hatte es in sich. Viele steile Treppen die in unregelmässigen Abständen folgten und gefühlt nie enden wollten.
Danach war schon der Holländerteil, der für uns wie eine Mondlandschaft ausschaute. Herrlich und wahnsinnig entlastend.

Kurz nach dem weiteren Aufstieg machten wir eine Pause, trinkten und assen etwas und standen vor dem roten Vulkan. Ein Träumchen, wäre da nicht der kalte Wind gewesen. Trotz stetigem bergauf gehen hatten wir beide kalt und frierten.

Oben angekommen sichteten wir das Gipfelkreuz und waren zuerst etwas irritiert, da keine Seen zu sehen waren.
Wir befanden uns mitten im Nebelmeer, das so dicht war, dass in diesem Augenblick nichts als die eigene Hand sichtbar war.

Das Gipfelkreuz auf knappen 1900 Meter über Meer

Nach keinen fünf Minuten warten tat sich dann folgender Blick auf:

1.

bis nach kurzer weiterer Wartezeit das hier zum Vorschein kam:

blau, grün und türkiser See (und viiiiieeelleee Touristen)

Den Grat runter sieht man übrigens die Leute. Nicht wenige fielen hin und verletzten sich das Knie oder die Hände. Das Lavagestein und Geröll ist nicht fest und eine gute Trittsicherheit ist unabdingbar.

Wir blieben auch kurz stehen, wurden von einem Herren angesprochen, ob er ein Foto von uns machen soll und haben nun dieses Foto in unserer Handygalerie:

26.1.23 / Alpine Crossing Neuseeland Tongariro Nationalpark
Übrigens trägt jeder 3 Schichten unter dem Oberteil, da es so kalt war.

Wir gingen dann weiter, schafften dann noch den letzten kleinen Aufstieg und standen vor dem Kratersee, der viele Margrithlis um sich herum hatte.

Wie interessant, dass die Margrithlis so zwischen Stein, Sand und Lava gedeihen.

Weiter ging es und der Weg wurde immer besser. In lang gezogenen Serpentinen liefen wir runter und hatten weiteren angenehmen Seeblick.

Ziel war der nächste Rastplatz um dort unser Proviant zu essen und eine Pause einzulegen.
Und dies machten wir auch, bis wir beide schier erfroren. Zwar hatten wir wie gewünscht keinen Regen, dafür aber kontinuierlich Wind und maximale 18 Grad trotz der Sonne, die ab und an durchblitzte.

Der Weg ging daher weiter, länger hätten wir es nicht mehr ausgehalten und wir hatten noch gute 8 Kilometer vor uns.
Die Treppen die hoch führten, führten auf der anderen Seite halt auch wieder runter und irgendwann machten sich dann auch unsere Knie bemerkbar.

Nachdem wir merkten, dass wir den ersten Bus verpassen würden, passten wir unser Tempo an und genossen noch mehr. Wir betrieben richtiges ’schaufensterlä› und hielten alle paar Meter an um dieses Blümchen zu studieren, den Seeblick zu geniessen oder um andere Drängler vor zu lassen.

Der Weg kreuzte dann einen Bach, welcher von einem Wasserfall im Berg stammte. Dieser musste natürlich auch noch genauers studiert werden und auch als wir den Wald erreichten, welcher etwas windgeschützter war, fanden wir nicht wieder in das Tempo von Beginn der Wanderung rein.

Wir schafften es schliesslich nach 5 Stunden und 56 Minuten mit einer langen Pause und einer kurzen beim Aufstieg ins Ziel und warteten dann gute 40 Minuten auf unser Shuttel. Denn wir hatten die Zeiten falsch im Kopf und hätten den ersten Bus wohl gut erwischt, hätten wir nicht getrödelt.
Aber so hatten wir auch noch etwas von der Aussicht, der Natur und genossen das wandern sehr.

Im Bus war sehr ruhige Stimmung, jeder war gefühlt am schlafen, am Handy oder schauten raus. Denn endlich zeigte sich dass, was viele hier sehen wollten: den Schicksalsberg.
Dieser war leider wegen aufgrund des Nebels die gesamte Wanderzeit in dessen versteckt.

Gegen 16.15 Uhr kamen wir im Hostel an und setzten uns zuerst in die Küche, assen einen alten Donut und tranken Kaffee um später zu duschen und auch schon mit dem Znacht begannen.

Da wir irgendwie total kaputt waren und trotzdem noch so ruhelos, im Hostel kein WiFi gratis war und fürs lesen die Augen zu müde, fuhren wir mit Bernadette noch dem Sonnenuntergang entgegen und fanden endlich heraus, weshalb Benne so quitschte. (Die Radkappe war Schuld)

Ein gelungender, sehr touristischer Tag ging zu Ende und nachdem wir schon fast alles zurück ins Auto gebracht hatten, ging es dann auch schlafen.


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