Die schönsten Momente im Leben geschehen, wenn man offline ist.
unbekannt
Die letzten Tage oder besser gesagt schon Wochen vergingen wie im Flug. Nach dem anfänglichen Desaster ging es nur noch steil Berg auf.
Wir erlebten den Indian Summer im Norden Alaskas, verliebten uns in die Weite, suchten dauernd Bären und fanden Ruhe und zu uns selber.

Ein kurzer Zusammenschnitt wo wir uns in letzter Zeit befanden:
- Anchorage
- Palmer
- Denali Nationalpark
- Fairbanks
- Kinross Fort Knox
- Dalton Highway
- Tok
- Top of the World Highway
- Little Gold (einmal den Fuss nach Kanada halten)
- Valdez
- Hope
- Seward
- Homer
- Nikiski
- Kenai
- Anchorage
- Hatcher Pass, Willow
- Whittier
Diese Liste enthält nicht alles, so sind wir öfters noch kleine Abstecher da hin und dort hin machen, schliefen in Wildtierreservaten im Nirgendwo und fuhren so etwas herum. Insgesamt haben wir knappe 3000 Meilen in unserem Mietauto verbracht, schliefen ausser ein Mal immer irgendwo auf gratis Campgrounds, Parklücken, Parkplätzen von Eishallen oder Tankstellen oder hinter Pärken.
Wir kochten bis auf zwei Mal immer selber mit unserem Gasbrenner und den zwei Pfannen, kochten täglich Kaffee mit dessen und befüllten unsere super-Bowl täglich mit Salat.
Das eine Mal gingen wir in ein typisches Diner um Burger und French Fries zu essen und das andere Mal in das Stammlokal von Valdez um frischen Lachs direkt ab Schiff zu probieren. Es war beide Male sehr, sehr lecker!
Die Zähne schmerzen schon ein wenig vom ewigen Zuckerkonsum der Getränke, die Lust nach purem Wasser findet allmählich wieder Zugang zu uns und alaskanisches Bier kann man tatsächlich auch trinken.
In Alaska treiben sich nicht nur wir zwei rum, sondern eben auch Silvia oder Sybille (wir wissens nicht mehr genau), Hermann – eher Hermi genannt, Rolf (der leider in unseren Gesprächen oft mit Rudolf verwechselt wird) und ein älteres Ehepaar ohne Namen, da dieser nie gefallen ist, daher: ungenannt.
Mit Silvia/Sybille und Hermann/Hermi waren wir am längsten im Kontakt. Wenn es nach ihr gehen würde, wären wir längst auf allen Social Media Kanälen verknüpft und hätten ihrem Reisebürokollegen bereits weitere Aufträge aufgegeben was unsere Reiseplanung betrifft. Die beiden sind seit vier Jahren auf Reisen und wissen alles über die weite Welt.
Aber fangen wir vorne an, Silvia/Sybille und Hermann/Hermi:
In Tok angekommen wollten wir auf einen RV Park (Campingplatz) um duschen zu können. An der Anmeldung stand ein kleiner Lastwagen der umgebaut war in ein kleines Wohnmobil mit einem Schweizer SZ-Zeichen.
Durch Zufall hörte uns dieses Paar schweizerdeutsch sprechen und hielt dann neugierig den Kopf raus um mit uns ins Gespräch zu kommen.
So standen wir circa 15 Minuten im Regen und sprachen über dies und das. Man verabschiedete sich mit ‹bis bald auf dem Platz›. Vielleicht wussten wir da schon, dass wir sie noch mehr als einmal sehen werden.
Was für ein Zufall auch, stand unser Auto und ihr WoMo direkt vis a vis von einander.
Schon nach kurzer Zeit wurde man regelrecht abgepasst beim spazieren zur Toilettenhütte. Wir erhielten einen riesen Alaskaroutenführer, der uns helfen sollte bei der weiteren Planung. Beim nächsten Mal wurde uns nett gewunken. Im Diner ebenso.
Am Abend dann eine erneute Ansprache ihrerseits, ob wir uns auch noch etwas die Beine vertreten. Im Gespräch wurden wir dann in ihr WoMo zu Bier eingeladen.
In der Zeit leerten sie zwei mindestens eine Weinflasche und Marco und Nicole je eine kleine Bierdose.
Dass das Gespräch immer lauter, lallender und eintöniger wurde ist wohl selbsterklärend.
Nichts desto trotz verabschiedeten wir uns am nächsten Morgen noch persönlich von ihnen und erhielten nochmals den Hinweis, ihr doch auf Instagram und Facebook zu folgen.
Dann oder besser gesagt dazwischen kam Rolf oder eben Rudolf.
Rolf fiel uns beim einrichten unseres Autos auf. Er stand zwei Stellplätze vor uns auch auf der Tent-line. Es regnete immer wieder den ganzen Tag mit Unterbrüchen und war recht kalt.
Als dann Rolf mit seinem Töff sein Zelt alleine aufstellte, staunten wir nicht schlecht.
Im regenlosen Abschnitt sassen wir dann an unserer Picknickstelle, waren Hermis und Silvias/Sybilles Blog am durchforsten und unterhielten uns auf Mundart. Wir öffneten gerade unser eigenes Bier und wollten einen Blogeintrag starten, als eine Hand vor unserem Gesicht fuchtelte und unser Gespräch mit ‹Hallo, i bi de Rolf› unterbrochen wurde.
Rolf reist ausschliesslich mit seinem Töff und Zelt umher. Er hat vor einigen Jahren ein Reh umgefahren und seither Mühe mit seiner linken Schulter. Zudem hat er wenig Gefühl in den Fingern. Sonst sei er aber überhaupt nicht kälte-empfindlich.
Nach dem Hallo sagen stellte er uns je ein Bier vor die Nase und erzählte, dass er Golfplatz-Betreiber in der Nähe von Bern war. Stüsslingers-Golfplatz kannte er, was für ein Zufall. Nun haben seine zwei Töchter die Platzbewirtschaftung übernommen und Daddy hat Zeit für sein Hobby, dem Töff-fahren.
Sein Ziel ist es, bis nach Südamerika zu fahren. Dies jedoch in mehreren Anläufen. Nach drei Monaten gehe er wieder in die Schweiz zurück um nach dem rechten zu sehen. In dieser Zeit stelle er sein Töff unter.
Auch Rolf verabschiedeten wir am nächsten Morgen höflich und traffen ihn ein zweites Mal auf dem Top of the World Highway. Man winkte sich kurz und passierte sich.
Die Ungenannten
Nicole am duschen, Marco das Geschehen am Beobachten.
‹Eine typische nicht-kommunizier-Situation zwischen Mann und Frau› erklärte mir Marco als ich ihn den Anfang des Kontakts erklären lies.
Wir befinden uns in Seward. Auf einem RV Platz mit gratis Warmwasser-Duschen. Marco beobachtete, wie ein frisch zugefahrenes Ehepaar mit Wohnmobilanhänger am einparken war in die ihnen zugehörige Zelle.
Laut den Erzählungen war die Kommunikation zwischen Frau Ungenannt welche einwinken sollte und Herr Ungenannt der am Steuer war, so gut wie nicht vorhanden. Marco sprang ein und half gekonnt.
So kam im Verlauf heraus, dass auch sie Schweizerdeutsch können und auch am 05.09.2022 auf die Fähre nach Bellingham gehen. Unsere Chance also um zu fragen, ob wir mit ihnen auf die Fähre können, da wir noch immer keinen Transport haben. Leider gehen sie bereits in Anchorage auf die Fähre und somit war unser Anliegen dann auch schon abgeschlossen. Für sie war aber die Kommunikation erst in Gang gekommen. Frau und Herr Ungenannt luden uns zum Kaffee ein. Dankend lehnten wir ab.
Jeannine mon amour und ihr Franzosen-Ehemann
In der Hektik beim Bohnen-Dosen-Kauf nicht auf die Öffnung geachtet und schon hat man eine Dose die man nicht ohne Dosenöffner öffnen kann. Gelernt von Sybille/Silvia und Rolf/Rudolf geht man also auch an öffentlichen Campinggrounds offen auf die Leute zu. Voller Elan fragte Nicole nach einem Dosenöffner und so fing eine nette französisch/englische Konversation an. Franzosen-Ehemann machte sich um Jeannine grosse Sorgen, welche mit voller Tatendrang die Dose mittels einem uralten Messer öffnen wollte. Er kam zur Hilfe und äusserte immer wieder ‹Jeannine, mon amour, arrête. C’est dangereux!›
Später fragte mich Jeannine, ob das Wasser an der Pumpstelle zum trinken wäre und wünschte uns eine ‹bonne nuit›. Leider sahen wir sie nicht mehr.
Dazwischen reden wir mit Ur-Alaskaner die mit ihrem Büsi an der Leine in die Ferien gehen, werden in komische Gespräche verwickelt die mit den blonden Haaren von Nicole beginnen, werden im Tankstellenshop angehalten auch mitzusingen und erfahren pure Freundlichkeit und vor allem Hilfsbereitschaft.
Alaska, du hast unser Herz!