Man sollte in schlechten Zeiten nie vergessen,
Josef Bordat
dass es auch mal anders war. – In guten aber auch nicht.
Der Morgen begann, wie der gestrige Abend endete. Marco ging es zum Glück wieder relativ gut, Nicole dafür umso schlechter.
So erschöpft, wollten wir zuerst das Frühstück aussen lassen, konnten uns dann aber doch noch aufraffen und freuten uns auf die Fruchtschale.
Heute geht es auch schon wieder zurück nach Calama und von dort nach Santiago. Erneut mit dem 24h Bus. Also das selbe Spiel wie vor 3 Tagen.
Wir packten unseren Rucksack, gaben um 11 Uhr den Schüssel unseres Zimmers ab und warteten dann in der Aufenthaltszone unseres Hostels auf den Bus.
Gestern hatten wir noch mit den anderen Gästen diskutiert, ob wir die Zeit in Calama verbringen möchten oder doch lieber einen Bus später von hier nehmen und dann gleich den Anschluss ab Calama wahrnehmen.
Alle rieten uns ja keine lange Aufenthaltszeit in Calama zu generieren und lieber hier zu bleiben.
Einer Reisenden wurde nämlich bei der Ankunft Hundekot in flüssiger Form über den gesamten Backpack geschmissen. Eine andere wurde ausgeraubt.
So kam es, dass wir uns mit unserem Gepäck an den Tischen nieder liesen, unsere Idee vom Autokauf in Neuseeland einlasen und einen Blogeintrag schrieben.
Die anderen Reisenden waren heute auch mehr oder weniger hier und unterhielten sich einwenig mit uns.
Um 14:00 Uhr packten wir dann unsere Dinge und liefen zum Busterminal um dort unser Ticket nach Calama zu kaufen.
Dies klappte wie beim ersten Mal auch schon super gut und so sassen wir um 15 Uhr auch schon im Bus für nach Calama.
Die Rückfahrt konnten wir viel mehr geniessen als die Hinfahrt, bestaunten die Landschaft und sind einwenig wehmütig, müssen wir diese Ortschaft schon wieder verlassen.
In Calama angekommen nehmen wir den Weg durch die Innenstadt um wieder das Busterminal zu wechseln. Ein fataler Fehler!
Wären wir doch lieber auch wieder durch die lange Seitenstrasse der Stadt gelaufen. Wir mieden diese, da diese länger dauerte und an einem grossen Obdachlosenlager vorbeiführte. (Wir haben hier, anders wie in der USA, zwar gute Erfahrungen mit Obdachlosen gemacht, waren aber nach der Klauaktion der Reisende vom Hostel etwas vorsichtig.)
Wir liefen also die 1,5 Kilometer zurück, bis mir plötzlich etwas am Bein nass vor kam. Keine Sekunde später riechte ich den abartig penetranten Geruch.
Ich fragte Marco, ob ich etwas nasses hinten habe, oder ich in eine Pfütze getreten bin. Er sah auf den ersten Blick nichts und wir liefen weiter.
Als ich fast würgen musste vom Geruch, bat ich Marco nochmals meine Rückseite zu kontrollieren.
Ein grosses Learning bei Rucksackreisen war immer: NIE in der Menschenmenge den Rucksack abstellen und unachtsam sein. Gerade dann klauen dir Menschen irgendetwas, da du unaufmerksam bist.
Ja und dann sagte Marco das, was ich genau befürchtete. Ich wurde mit Hundescheisse komplett vollgespritzt. Marco sah gerade noch, wie der Herr mit seiner Plastikflasche und seine Freundin davon lief. Toll, Lotto und ich schon fast am weinen.
Nun galt wie das oben: Ja nicht anhalten in der Menschenmenge sondern weiter laufen und an einem ruhigen Ort ohne Menschen sich um die Reinigung kümmern.
Die Wasserflasche musste aufs erste reichen, mit welcher Marco meinen Rucksack abspülte.
Ein paar hundert Meter weiter versuchten wir das gröbste zu reinigen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie eckelhaft und vor allem dies gestunken hat.
Da wir eh zum nächsten Supermarkt laufen wollten um noch Proviant für die Fahrt einzukaufen, nutzten wir diese Gelegenheit noch um Desinfektionstücher für die Reinigung zu besorgen.
Ich war komplett erschöpft, hustete immer mehr, mein Kopf wollte gefühlt explodieren und hatte zu allem hin einen verkackten Rucksack mit verkackter Hose und lief so durch die Strassen von Calama.
Wir besorgten unsere Dinge und liefen zum Busterminal, welches nur wenige Schritte vom Supermarkt entfernt war.
Dort spielte gerade noch die Schweiz gegen Portugal auf der Liveübertragung und Marco widmete sich meinem Rucksack.
Nach dem Ausscheiden der Schweiz ging es dann auch in den Bus. Dort fragte ich den Servicebegleiter des Turbuses, ob er meinen Rucksack mit dem Spray für die Sitze einspritzen kann.
Etwas fragend machte er dies dann auch und schien erst später zu realisieren, was mir wohl passiert ist. Dann zeigte er sein Mitleidlächeln und fragte, ob ich sonst noch etwas brauchen würde. Dankbar lehnte ich ab und wir stiegen zu unseren Plätzen nach oben. Hoffen wir mal, dass der Spray wirkt, denn der Geruch ging einfach nicht weg.

Leider war diese Busfahrt alles andere als angenehm und viel anstrengender als die Hinfahrt.
Alles hustete im Bus, es war sehr unruhig und auch empfanden wir den Platz heute deutlich kleiner als das letzte Mal.
In der Reihe neben uns machte eine Reisende während der Fahrt einen CoVid-Schnelltest, welcher prompt positiv war. Sie stieg zum Glück beim nächsten Halt aus.
Als ich dann nett von der Sitznachbarin angetippt wurde und sie mich unmissverständlich bat, eine Maske anzuziehen aufgrund meines Hustens, bat ich einfach zu Gott, dass die nächsten 15 übrig gebliebenen Stunden schnell vorbei gehen sollen.
Irgendwann kamen wir dann auch nach einem langen Stau über eine Stunde zu spät in Santiago an. Neben uns: der Airportshuttle-Bus. Lotto.
Wir fragten, wann dieser abfahren würde und hatten genau noch 4 Minuten Zeit, zum unsere Rucksäcke zu holen und Tickets zu besorgen.
Es ging zum Glück alles auf und so konnten wir ohne Wartezeit direkt zum Flughafen in Santiago.
Dort angekommen wollten wir uns einchecken, was leider nicht ging und so gingen wir, obwohl der Hunger gar nicht gross war unser Gewissen jedoch sagte, dass nach über 48 Stunden mal etwas richtiges zu Essen das Beste sei, in ein günstiges Restaurant. (Auch das suchten wir zuerst und wechselten noch vom nationalen zum internationalen Flughafen, da es da deutlich günstiger war. Und die Bewegung schadete uns auch nicht.)
Nach einem gemischten Salat und Patates gingen wir zurück uns suchten uns ein ruhiges Plätzchen, wo wir beide versuchten auf unseren Rucksäcken zu schlafen.
Um 1:30 Uhr gingen wir erneut zum check in Schalter und versuchten unser Glück erneut. Aber unser Billigtarif lies dies nicht zu und so mussten wir uns in die Schlange anstellen.
Eingecheckt und durch die Sicherheitskontrolle sassen wir dann zu irgendeinem Gate, da unseres erst nach 4 Uhr bekannt gegeben wurde.
Was für ein Zufall: es war dann genau dieses, an welchem wir uns nieder gelassen hatten.
Wir schliefen beide nochmals, hatten extrem kalt und waren froh, als wir dann endlich boarden konnten.
Ach ja, da war wieder das selbe Spiel wie in Miami: im Billigtarif kannst du nur mit Extragebühren nebeneinander sitzen und dieses Risiko gehen wir ja sehr gerne ein um ein paar Franken zu sparen.
Dieses Mal wäre Marco in Reihe 19 platziert und ich in Reihe 28. Beide jeweils den Mitteplatz.
Am Gate fragte ich eine Flugbegleiterin am Schalter, ob der Flug voll wäre und ob wir nicht nebeneinander sitzen könnten. Das war absolut kein Problem und ein paar Minuten später hatten wir neue Boardkarten in der Hand mit Fenster- und Mitteplatz in Reihe 28. (ohne Extrakosten 😉👍)
Der Flug war bis auf den letzten Sitz voll und Sky-Airline würden wir für längere Strecken absolut nicht empfehlen.
Aber auch dieser Flug ging vorüber und der Sonnenaufgang entschuldigte vieles.

2 Antworten zu “Ein wortwörtlich verschissener Tag”
wow, was man so alles erlebt in fremden Ländern!
auf die Geschichte mit dem Kot hättet ihr gut verzichten können….
ich fühle mit…
Hey Nik
Ja, wir hätten auch gerne darauf verzichtet.
Unsere Augen sind nun auf alle Fälle aufmerksamer als zuvor.
Liebe Grüsse
Marco und Nicole