‹Vellech hätte mer zersch en Chlätterusbeldig oder zmindest e Kurs sölle mache›
Marco Borer
Vor ab: wir haben keine Bilder gemacht, da das Handy zu Hause blieb. Dafür wartet ein (tolles) Video am Schluss auf euch.
Um 7:30 Uhr klingelte der Wecker und zackig hatten wir je ein Kaffee in der Hand und zogen uns an. Heute gehts in den Norden zum Christoffelnationalpark.
Dort möchten wir den höchsten Berg Curacaos besteigen. Ganze 375 Höhenmeter warten auf uns, welche wohl in der Schweiz nicht unsere grösste Hürde darstellen würde.
Jedoch sieht das ganze anders aus bei absolut hoher Luftfeuchtigkeit und mindestens 30 Grad Aussentemperatur.
Daher gilt: ab 10 Uhr gibt es keinen Einlass mehr aufgrund der Hitzeschlaggefahr.
Und da wir mindestens eine Stunde bis dahin haben, galt es heute mal wieder etwas früher aufzustehen.
Sandwich für unterwegs während dem Zähneputzen zubereiten: yes, wir sind effizient.
Los ging es und eine knappe Stunde später standen wir auf dem Parkplatz des Christoffelnationalparks.
Als erstes mussten wir einen umfänglichen Fragebogen ausfüllen und unterschreiben, dass wir auf eigene Gefahr den Berg besteigen. Das Gelände sei nicht sicher, die Temperaturen meist zu heiss für eine Besteigung und das sie keine Haftung übernehmen. Zudem würde eine Suchaktion bei Verunfallung oder Absturz nicht vom Park unterstützt werden und muss bei Bedarf selber organisiert werden.
Zurück im Auto ging es 2 Kilometer in den Park rein um zu dem Parkfeld zu gelangen. Wir mussten einwenig warten, da ein Held die restliche Parkfläche blockierte und die anderen Parkfelder bereits voll waren.
Nach 10 Minuten ergatterten wir dann ein Parkplatz sogar auf Teer, perfekt!
Mit einer 1,5 Liter Wasserflasche bepackt gings dann los. 375 Höhenmeter liegen vor uns und laut den Rezessionen und Erfahrungsberichten der anderen soll man sich mindestens eine Stunde Zeit einrechnen für einen Weg. Zudem daure das runter gehen meist länger als das hoch wandern.
Der Weg war zu Beginn wirklich idyllisch. Wir gehen auf einem schönen Weg, die Flora beeindruckt uns und die drei Bachüberqueerungen geben uns schon die ersten Kicks.
Wir hatten übrigens bewusst keine Wanderschuhe an, was wir im Nachhinein bereuen.
Ab der letzten Bachüberqueerung wurde es dann schmaler. Wir gingen von nun an im Bachbeet welches teils sehr schmal und voller grosser Steine war.
Einmal lagen sogar ganze Kakteenstämme darin.
Hier waren schon die ersten kleinen Kletterkünste und Kreativität gefragt.
Nach circa 20 Minuten ging es dann ans Eingemachte. Der Weg bestand nur noch aus Steinen und es musste aktiv geklettert werden.
Gefühlt ging es an einer Steinwand hoch und wir hatten beide richtig Spass. Ganz kurz kam dann noch ein Abschnitt an dem ’normal› gewandert werden konnte. Im Hintergrund sah man schon eine atemberaubende Aussicht und wir drehten uns sicherlich zwei Mal um, bevor es weiter ging.
Wir stiessen auf die Kletterwand mit dem kleinen Plateau und dem Instagram-Hotspot. Einige Leute drehten hier auch wieder um und gingen nicht bis ganz nach oben und irgendwie verstanden wir das auch.
Wir bekamen auch glatt einen Vorgeschmack, wie es dann hier wieder runter geht: nämlich mehrheitlich auf dem Po und sehr langsam.
Nach 45 Minuten kommen wir oben an. Ein Traum! Wir sehen die ganze Insel, wenn auch ein reisen Wolkenmeer die Aussicht einwenig trübt.
Die Grünfläche der Insel ist gigantisch und wie es auf der einen Seite der Insel noch heller Himmel und auf der gegenüberliegenden bereits komplett grau sein kann, ist auch eindrücklich.
Wir klettern da einwenig auf dem Grat entlang, geniessen die Aussicht und merken relativ schnell, dass wir jetzt runter müssen, um die sehr steile Kletterpassage noch einigermassen gut bewältigen zu können, bevor der Regen die Steine komplett rutschig macht.
Los ging es und schon fing es richtig heftig an zu regnen. Und oh Wunder: die Steine waren schon richtig nass und auch rutschig.
Wir helfen uns gegenseitig, da kein Halt besteht und wir uns nicht verletzten wollen.
Einem Herren aus Holland schauen wir zu, wie er springt, da er keinen Halt mehr hat und prompt stürzte. Wir helfen ihm auf und fragen nach, ob er noch Hilfe brauche oder er sich verletzt hat.
Weiter ging es: das Bachbeet welches wir vorher mehrheitlich trocken hoch gingen war nun gefüllt und ein richtiger schlammiger Wasserbach rinnte entlang.
Wir entschieden uns bewusst dagegen uns irgendwo unter eine Steinhaube zu stellen und den Regen abzuwarten, denn wir studierten den Wetterbericht vor der Abfahrt und laut diesem höre es erst gegen den Abend wieder auf zu regnen.
Zudem sahen wir auch fortlaufend, dass das Bachbeet stetig voller wurde, da das Wasser von oben abfliesst. Also wird irgendwann nur noch ein gehen im Beet möglich sein und links und rechts gar keine trockene Fläche mehr existieren.
Nach über einer Stunde war es vollbracht, wir waren zurück am Auto und zogen als erstes unsere Shirts aus. Zum Glück hatten wir noch ein Badetuch im Auto und so fuhren wir nach Hause. Im Video ist noch ein kurzer Ausschnitt zu sehen, wie überflutet die Strassen stets sind, wenn es regnet. Und glaubt uns: hier war es noch gemächlich.
Am nächsten Tag plagte uns dezent ein kleiner Muskelkater in den Armen sowie den Oberschenkel und unser Glücksgefühl war noch immer vorhanden.
Dieses Gefühl von erreichten Gipfel oder Wanderzielen erfüllt uns stets. Von diesen Glücksgefühlen zerren wir ewigs lang und so denken wir heute auch noch oft an den Bright Angel Trail. Und nun haben wir einen Gipfel mehr: den Christoffelberg.