Wie wir unverhofft in Brasilien landeten


Mehr Glück als Verstand.

Ruth Bondy

Unser dritt letzter Tag in französisch Guyana stand an. Diesen wollten wir alleine verbringen, respektive nicht in grosser Menschenmenge. (Aufgrund des starken Hustens von Nicole – Corona hat da seine Spuren hinterlassen…)
Also entschieden wir in Richtung Brasilien zu fahren. Vor der Grenze liegt St. Georges und die Brücke für nach Brasilien sei auch hübsch zu betrachten.

einmal hin und zurück

Mit einem 4,5 Liter/100km Durchschnitt kann man sich sowas ja mal gönnen und so sind wir frei, überall an zu halten, wo es uns danach ist. So wie wir Freiheit definieren und geniessen.

Nach einem Müslifrühstück und zwei Kaffees gings los. Der Rucksack ist mit Baguette, frischen Orangen und Kiwi bepackt und sonst noch ein paar Kleinigkeiten sowie Wasser und Apfelsaft, die zum snacken einluden.

Schon bald waren wir aus der Stadt und wieder auf der Landstrasse. Nach ungefähr einer Stunde lies dann auch die Strassenqualität ab. Überall hatte es Schlaglöcher welchen unser französische Gokart natürlich gekonnt auswich.

Wir fahren durch reinen Regenwald, Dschungel rechts und links von uns. Kaum Verkehr, ab und an überholt uns mal ein PW. Ruhe…

Nach einer weiteren halben Stunde passierten wir eine Militärstelle an welcher wir unsere Pässe zeigten und erst Mal das System von hier kennen lernen mussten.
Da wird schön gewartet bevor man zur Kontrollstelle gewunken wird. Also nichts mit vorfahren und warten, sondern eben anders rum. Das muss man auch erst mal wissen…
So verärgerten wir mit unserem Unwissen auch einen Franzosen auf dem Roller, welchen wir erst überholen wollten, da dieser einfach da stand obwohl die Kontrollstelle leer war.
Jänu, wir lernen ja täglich …

Nach dieser Kontrolle ging es weiter bis wir nach knappen drei Stunden bei St. Georges ankamen. Von Cayenne bis hier hin gab es nichts! Keine Tankstelle, keine Häuser, kein menschliches Leben.
Und das wurde uns im Verlaufe des Ausflugs noch zum Verhängnis. Aber erst Mal der Reihe nach:

Wir fahren also erst zur Grenzstelle nach Brasilien und zur Brücke. Laut den Googlerezessionen sei dort eine schöne Bank mit Ausblick nach Brasilien. Dort hätten wir auch unseren Zwipf einnehmen wollen. Da die Grenzstelle jedoch in der Mittagspause war und diese vor der Brücke stand, trauten wir uns keine Passierung zu und kehrten nach ein paar Schritten zurück zum Auto um nach St. Georges rein zu fahren.
Ob wir nun hier oder dort rasten spielt ja eigentlich keine Rolle.
Wir fahren an einer Tankstelle vorbei, ein Auto stand da gerade noch. Also entschieden wir uns erst auf dem Nachhauseweg tanken zu gehen anstatt wartend dahin zu stehen.

In St. Georges machen wir uns nicht sonderlich beliebt. Wir parken am Fluss zur Grenze nach Brasilien und werden sofort weg geschickt. Das sei hier nur für Taxis Parkmöglichkeiten wurden wir laut französisch belehrt.
Also fuhren wir weiter flussaufwärts und hielten wo anders. Dazwischen wurden wir einige Male ausgebremst von Bootfahrer, welche uns eine Überfahrt nach Brasilien anboten.
Nach dem Zwipf und dem Zuschauen des Treibens hier auf dem Fluss (fungiert hier genau gleich wie zwischen Albina und St. Laurent du Maroni), machten wir uns los zur Tankstelle.

wir in St. Georges und im Hintergrund Brasilien


Schliesslich war schon 14 Uhr und wir fuhren ja auch wieder gute 2,5-3h zurück.
Unser Tacho zeigte noch 100 Kilometer Reichweite an und bis zur ersten Tankstelle in Richtung Cayenne waren es 167km.

So bog Marco in diese 1 Zapf-Tankstelle ein und suchte erst Mal die Säule respektive dessen Zapfpistole (wir mussten erst Mal googlen wie das Ding korrekt heisst).
Bis wir sahen, dass die Tankstelle nur bis 13 Uhr geöffnet hatte und sich daher die Säule und das Zapfventil hinter der geschlossenen Garage befand.
Lotto!!
Wir wussten also, dass wir auf der gesamten Strecke a) keinen Empfang, b) keine Tankstelle und c) wenige vorbeifahrende Autos sehen werden.
Laut google Maps ist die nächste geöffnete Tankstelle in Brasilien.

Und so kam es, dass wir doch in Brasilien landeten, obwohl wir dies gar nicht vor hatten.

Warum auch immer hatte Nicole noch gestern Abend gegoogled, ob man als Europäer visumsfrei nach Brasilien einreisen kann. Und ja, wir können für 90 Tage. Geimpft sind wir ja auch und so wagten wir es, fuhren zur Grenze und erzählten allen Grenzkontrolleuren die Wahrheit, dass wir lediglich zum tanken über die Grenze müssen.
Der Herr an der brasilianischen Grenze fragte uns dann, ob wir den Stempel denn überhaupt möchten für diese halbe Stunde, so als Souvenir. Wir bejahten, gar nicht gross überlegend und waren kurze Zeit später sehr froh darum.
Denn just in Brasilien passierten wir die örtliche Polizei und hätte die unser Einreisestempel sehen wollen, wären wir ohne da gestanden.

Ein- und Ausreisestempel von Brasilien

Wir fuhren also schon etwas Schweiss gebadet zur Tankstelle und tankten da. Mit Euro zu bezahlen war kein Problem, retour erhielten wir jedoch brasilianischen Real. Was wollten wir also mit 12 BR? – Wir geben sie im nächsten Laden aus für Getränke und Snacks. Die brauchen wir eh und Währungen umtauschen ist immer schlecht. (Wir wollten ja erst mit Kreditkarte bezahlen, ging jedoch nicht.)
Die Verkäuferin schenkte uns dann die Taxe, denn die ist in unserer minuziösen Rechnung des Einkaufs vergessen gegangen und so hatten wir quasi nicht genug Geld. Aber hier ist auch wieder ein gutes Beispiel wie viel es ausmacht, wenn man die Leute anlächelt, nett fragt und sich nicht komplett daneben benimmt. Man bekommt so viel Gutes zurück.

Nun gings wieder zurück an die Grenzstelle den Ausreisestempel abholen und zurück fahren.
Als alles gut lief und uns der nette Grenzwächter sogar auf Deutsch verabschiedete, schauten wir uns glücklich an und klatschten ab. Heieiei, was taten wir da wieder?
Einmal mehr: mehr Glück wie Verstand.

Auf der französisch guyanischen Seite wurden wir auch wieder herzlich empfangen und aber auch keine 30 Kilometer weiter vom Militär kontrolliert auf falsche oder nicht richtige Verzollung.
Als wir dann aber lediglich die Cola vorweisen konnten, durften wir weiterfahren.

Die ganze Aufregung musste dann auch irgendwie noch in Bewegung umgesetzt werden und so kam es uns gelegen, dass wir einen Wanderpfad entdeckten.
Dieser führte in den Regenwald rein und wäre bis zu einem Aussichtspunkt gegangen. Für die knappen vier Kilometer hatten wir jedoch keine Zeit, es war schliesslich schon kurz nach 16 Uhr und wir wollten nicht in der Dunkelheit die Strasse mit den vielen Schlaglöchern fahren.
So entschieden wir uns nur den ersten Teil zu gehen und schafften dies auch in einer halben Stunde.

Am Abend kamen wir glücklich aber auch wirklich müde zu Hause an, sodass wir uns für ein schnelles Znacht entschieden.


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