Das Abenteuer beginnt


Nimm dir Zeit. Dann vergiss sie. So hast du Ewigkeit.

Friedrich Kayssler 

Wir standen um 8 Uhr auf, assen, wie es sich hier in Frankreich gehört, Baguette zum Frühstück und machten uns um 8:50 Uhr auf in Richtung Bushaltestelle. Ziel der Reise: Cayenne begutachten und Mietwagen abholen und dann mal schauen. Wie uns die letzten paar Tage aufgefallen ist, nimmt der Regen mehr und mehr zu. Der Wetterbericht der bis anhin noch nicht einmal richtig lag, meinte es solle den ganzen Tag regnen. Und damit sollte er das erste mal Recht behalten.


Mit der montierten Regenjacke bahnten wir uns den Weg durch den Morgenverkehr in Richtung Bushaltestelle, um nach Cayenne zu kommen. Eigentlich bahnten wir uns den Weg nur über die Fussgängerstreifen, denn Anhalten wird hier nicht als obligatorisch empfunden. Die weissen Streifen sind übrigens sehr rutschig, wenn sie nass sind oder wohl die ganze Strasse. Die vielen Rollerfahrer hatten häufig ihre Füsse in der Nähe der Strasse, um sich bei einem allfälligen Hinfallen besser auffangen zu können oder um den Sturz noch abzuwenden.


An der Bushaltestelle angekommen wimmelten wir noch zwei gewöhnliche Personenwagenfahrer ab, die wohl auf dem Weg zur Arbeit noch als Taxi Geld verdienen wollten.
Als dann der Bus der Linie Nr. 6 ankam, entschieden wir uns diesen zu nehmen, nachdem uns der Fahrer zusicherte in Richtung Cayenne zu fahren, was eigentlich offensichtlich war. Ursprünglich wollten wir die Linie 1 nehmen, welche eigentlich nur Minuten nach der Linie 6 hätte abfahren sollen und ins Stadtzentrum gefahren wäre, wo wir ja hin wollten. Als Reisender kann man sich ja wissentlich mal die falsche Buslinie gönnen. Die Richtung stimmte ja 😎.
Im Bus herrschte kurz Verwirrung beim Bezahlen. Wir einigten uns dann mit dem Fahrer gratis zu fahren, da wir weder eine lokale Buskarte noch die App zum bezahlen hatten.
Egal wie fortschrittlich das bargeldlose Bezahlen auch sein mag, als Reisender ist es einfach nicht möglich sich über diese Regeln immer zu informieren, geschweige denn alle möglichen Busfahrapps herunterzuladen.
Dies getraue ich mich hier nur zu äussern, da wir uns vorher informierten wollten, das ganze aber nur schwer auffindbar ist und oft umständlich gemacht ist.
Wir verfolgten unsere Fahrt auf dem GPS und entschieden uns in Stadtnähe auszusteigen und den Rest zu laufen.
Kurze Zeit später hatten wir richtig Glück als wir nur knapp der Spritzattacke eines vorbeifahrenden Autos ausweichen konnten, welches in ein mit dreckigem Wasser gefülltes Schlagloch gefahren ist. Das war mal ein Wasserspiel. Die Wasserfontäne in Genf ist nichts dagegen. Dem Fahrer wünschen wir gute Besserung, das muss wohl geschmerzt und so geholpert haben, dass er direkt in den Auto-Himmel sprang (kleines Wortspiel haha 🤣)

Aufgrund des anhaltenden Regens probierten wir zwei Stunden zu früh unser Auto abzuholen. Das war kein Problem, der freundliche junge Mann am Schalter (Emanuel) schien dies eher zu freuen, da er so wohl ein wenig früher ins Wochenende gehen konnte. (Wir hatten unsere Übernahme auf 12 Uhr geplant und dann sollte die Vermietung auch schliessen).
Die Übernahme war schnell vorbei. Die Risse in der Scheibe, welche im Protokoll festgehalten waren, konnte keiner von uns dreien entdecken. Emanuel meinte, dann können wir diesen wohl ohne Aufpreis noch selbst machen.


Im französischen Traktor (Citroen C1 mit ca. 60 Ps) machten wir uns auf in Richtung Innenstadt, die Sightseeing-Tour wollten wir uns vom schlechten Wetter ja nicht vermiesen lassen. So führen wir gemütlich im Verkehr (und davon gibt es hier wirklich reichlich) in Richtung Hafenkante. Dort besuchten wir kurz den örtlichen Fischmarkt und fuhren noch durch zwei, drei weitere schnucklige Strässchen, bis wir entschieden, den Aussichtsturm bei gutem Wetter zu besichtigen und nun weiter zu gehen.

Wir machten unsere Einkäufe, welche wir bis anhin aufschoben, um nicht zu viel nach Hause tragen zu müssen und fuhren dann in Richtung Inland. Nach ein wenig Stau wegen eines Unfalles ging es ab auf die Landstrasse. Der «Traktor» fährt sich ganz angenehm und fühlt sich eigentlich, was das Kurvenfahren angeht, mehr wie ein Go-Kart an. An der Beschleunigung können die Franzosen jedoch noch arbeiten. Das Gefühl im dritten Gang Vollgas zu geben ähnelt doch sehr dem Betreten einer Rolltreppe im Migros oder so.

An unserem Ziel angekommen, den Bagne des Annamites (Vietnamesengefängniss), erwartete uns ein eindrucksvoller, 3,5 Kilometer langer Spaziergang durch den Regenwald. Hier wurden früher ungehorsame Vietnamesen, wo die Franzosen eine Kolonie führten, zur Zwangsarbeit verdonnert. Für die besonders Aufsässigen gab es ein Gefängnis ohne Dach, wo sie ungeschützt vor Sonne und Regen in mickrigen Zellen einsitzen mussten. Dieser Ausflug war sehr eindrücklich und gehört definitiv schon vor dem Verlassen von Französisch Guyana zu den Highlights.

Da nun auch Nicole die Erkältung erwischte, ging es nach Hause. Auch unseren eingekauften Lebensmittel zu Gute, denn die lagen im Auto ungeschützt der Hitze.
Dort angekommen gab es einen Fruchtteller und die weitere Planung der Reise stand an.
Schliesslich müssen Unterkünfte für Weihnachten und Silvester eher frühzeitig gebucht werden um noch eine Auswahl zu haben.
Einmal mehr; solche administrative Arbeit braucht immer wahnsinnig viel Zeit. Wahrscheinlich kann man sich das gar nicht so gut vorstellen, aber eine Unterkunft die einem gefällt zu buchen, ist das eine. Aber wir müssen noch viel mehr recherchieren. Zum Beispiel ob sie fussläufig zu einer Busstation liegt, ob es Einkaufsmöglichkeiten gibt und die Distanz vom Flughafen.
All diese Dinge mussten wir erst lernen. Und mit jedem Mal werden wir schlauer.


2 Antworten zu “Das Abenteuer beginnt”

  1. Schon immer meine Ansicht:reisen bildet…braucht Mut,ändert Sichtweisen, braucht Kompromisse…und im Reisen angekommen fängt das Erleben an…
    Alles Gute weiterhin euch beiden und an dieser Stelle: Nicole gute Besserung!
    Liebi Grüess Mama Veronika

    • Ohja, was wir nicht alles gelernt, erlebt haben. Wie wir gewachsen sind, aneinander, miteinander, an Situationen die schier unlösbar schienen und schauen jetzt schon nach knappen drei Monaten auf so vieles Tolles, Undenkbares und so viel Glück zurück.
      Wir sind dankbar und voller Zufriedenheit.

      Danke Vrony, es geht mir schon deutlich besser, nur der Husten, der bleibt hartnäckig. 😂

      Ganz liebe Grüsse nach Hause zurück! 😘

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